Marburg-Biedenkopf – Der Diplom-Kaufmann Konstantin von Heydwolff soll die Geschäftsführung der Hinterland-Klinik gGmbH übernehmen. Der 52-Jährige bringt für diese Aufgabe langjährige Erfahrung aus dem Controlling und Management im Krankenhaus- und Gesundheitssektor mit. Die Hinterland-Klinik gGmbH ist die Betriebsgesellschaft des Landkreises Marburg-Biedenkopf für das Krankenhaus in Biedenkopf, das der Kreis zum 1. Januar 2026 übernehmen wird. Einen entsprechenden Beschluss hatte der Kreistag in der vergangenen Woche gefasst.
„Wir haben für die Geschäftsführung der Betriebsgesellschaft einen versierten und erfahrenen Fachmann aus dem Krankenhaus- und Gesundheitssektor gefunden, der das Haus jetzt zunächst wieder in ruhigere Fahrwasser steuern und das Krankenaus zukunftsfähig gestalten soll“, sagte Landrat Jens Womelsdorf bei der Vorstellung des designierten Geschäftsführers am Mittwoch im Marburger Landratsamt.
Von Heydwolff lebt im Weimarer Ortsteil Oberweimar, ist also in der Region verwurzelt. Nach dem Abitur an der Marburger Elisabethschule studierte er in Hamburg Betriebswirtschaftslehre. Er hat langjährige Berufserfahrung im Management, vor allem im Bereich des Controllings, verschiedener kommunaler und privat geführter Kliniken und als Unternehmensberater mit dem Schwerpunkt Kliniken sammeln können.
Für ihn ist es wichtig, die neue Hinterland-Klinik jetzt gemeinsam mit der Belegschaft, der Ärzteschaft und dem Landkreis als Gesellschafter zukunftsfest zu entwickeln – und er ist optimistisch, dass dies auch gelingen wird, da der jetzige Prozess gezielt gesteuert werden könne. „Wir starten jetzt zu einem Langstreckenlauf“, sagt von Heydwolff, der selbst auch Marathon-Läufer ist. „Dazu braucht es Ausdauer, Kondition, die Fähigkeit, sich auf eine Aufgabe und ein Ziel zu konzentrieren, und auch eine gewisse Portion Mut“, erklärt der designierte Geschäftsführer.
Er wird sich jetzt so schnell wie möglich daran machen, eine Ist-Analyse zu erstellen und auch die Ursachen für die Insolvenz aufarbeiten. Auch das Aufstellen eines Wirtschaftsplanes für das Jahr 2026 gehört zu seinen ersten Aufgaben, die er im vierten Quartal des Jahres 2025 erledigen möchte. Das Ziel dabei: Die Erlöse der Klinik steigern und auf der anderen Seite die Kosten senken.
„Ich möchte vor allem aber auch die Mitarbeitenden kennenlernen, mit ihnen sprechen und mich mit der Ärzteschaft und anderen Partnern im Medizin-Sektor austauschen“, erläutert von Heydwolff. Auch die Vernetzung mit der regionalen Politik ist für ihn ein wichtiger Faktor.
Für das erste Geschäftsjahr möchte er gemeinsam mit dem Landkreis als Gesellschafter und unter Einbeziehung der Mitarbeitenden sowie der Partner in- und außerhalb des Medizin-Sektors die Medizin-Strategie für das Krankenhaus als Basis der notwendigen Transformation in ein zukunftsfähiges Haus entwickeln.
„Wir starten nach einem koordinierten Übergang und unter kontrollierten Bedingungen mit einem voll funktionsfähigen Haus und einer motivierten Mannschaft. Das sind gute Voraussetzungen“, sind sich Landrat Womelsdorf und von Heydwolff einig.
Mit dem einstimmigen Beschluss des Kreistages übernimmt der Landkreis Marburg-Biedenkopf zum 1. Januar 2026 das DRK-Krankenhaus Biedenkopf und führt den Betrieb unter dem Namen „Hinterland-Klinik“ fort. Die Übernahme der Trägerschaft des Krankenhauses soll insbesondere die bedarfsgerechte medizinische Versorgung im Hinterland gewährleisten.
Hintergrund ist die gesetzliche Verpflichtung des Landkreises im Rahmen der kommunalen sozialen Daseinsvorsorge. Nach dem Krankenhausgesetz ist die Gewährleistung der bedarfsgerechten medizinischen Versorgung der Bevölkerung durch leistungsfähige Krankenhäuser eine öffentliche Aufgabe des Landes, der diese Aufgabe an die Landkreise, die kreisfreien Städte sowie die Sonderstatus-Städte übertragen hat, sofern diese Aufgabe nicht von privatwirtschaftlichen oder gemeinnützigen Krankenhausträgern gewährleistet wird.
Der DRK Kreisverband Biedenkopf, der das Krankenhaus bisher betrieb, war in finanzielle Schieflage geraten und musste Ende 2023 die Insolvenz anmelden. Der Weiterbetrieb des Krankenhauses stand auf der Kippe und lief unter Federführung eines Insolvenzverwalters weiter. Um den Krankenhausbetrieb zu sichern, hatte sich der Kreis bereits 2024 und 2025 – abgesichert durch entsprechende Beschlüsse des Kreistages – dazu bereit erklärt, im laufenden Insolvenzverfahren die Defizite, die aus dem Krankenhausbetrieb entstanden sind, auszugleichen. Im Jahr 2024 stellte der Landkreis daher bereits rund 3,6 Millionen Euro zur Verfügung. Im Jahr 2025 waren rund 5,1 Millionen Euro dafür vorgesehen. Für 2026 sind weitere 3 Millionen Euro kalkuliert.
Neben diesen rettenden Finanzspritzen begleitete der Landrat das laufende Insolvenzverfahren, führte viele Gespräche und stellte Kontakte her mit dem Ziel, einen Betreiber zu finden, der das Krankenaus übernimmt. „Die zwischenzeitlichen Bemühungen des Insolvenzverwalters bei der Suche nach einem möglichen privaten Interessenten für die Übernahme des Krankenhauses waren leider nicht erfolgreich“, stellt Womelsdorf fest. Alle potenziellen Interessentinnen und Interessenten hätten zurückgezogen. „Die Gründe dafür lagen in den aus der Krankenhausreform resultierenden, derzeit nach wie vor unsicheren, Rahmenbedingungen für den Betrieb des Krankenhauses“, so der Landrat. „Vor diesem Hintergrund war schließlich die Übernahme des Krankenhauses in Biedenkopf durch den Kreis geboten und erforderlich“, betonte Womelsdorf. Dies sei ein guter Weg für den Landkreis und für die ganze Region. „Der Beschluss des Kreistages zur Übernahme des Krankenhauses war eine der relevantesten Entscheidungen, die der Kreistag in der bald auslaufenden Legislatur zu treffen hatte. Diese Entscheidung war und ist auch Ausdruck für die Leistungsfähigkeit unseres politischen Systems. Es ist auch eine der markantesten Entscheidungen für praktische Daseinsvorsorge, die der Kreistag seit seiner ersten Konstituierung zu treffen hatte und treffen wird“, betont Landrat Womelsdorf.