Marburg-Biedenkopf – Fit für Gegenwart und Zukunft: Nach sieben Jahren Planungs- und Bauzeit kann das kernsanierte Gebäude B der Beruflichen Schulen Biedenkopf nun in Betrieb gehen. Das Gebäude hat der Landkreis nicht nur technisch und baulich umfassend modernisieren lassen – auch moderne Raumkonzepte wurden mitgedacht. Damit sind die Beruflichen Schulen nun ein Aushängeschild für einen modernen Lernort im Landkreis Marburg-Biedenkopf. Insgesamt rund 15 Millionen Euro hat der Kreis, auch mit Unterstützung durch Fördermittel, investiert.
„Gerade für die Wirtschaft im Hinterland ist es wichtig, dass wir als Schulträger gute Bedingungen für modernes Lernen schaffen. Damit die zukünftigen Fachkräfte gut ausgebildet langfristig unsere Firmen und Betriebe im Hinterland und im Landkreis Marburg-Biedenkopf stärken. Daher freue ich mich sehr, dass wir jetzt ein so gelungenes saniertes Gebäude nutzen können“, betont der Erste Kreisbeigeordnete und Schuldezernent Peter Neidel.
Die Bauarbeiten dafür waren sowohl in der Planung als auch der Ausführung umfassend: Das Gebäude wurde bis auf den Rohbau entkernt und ein Schadstoffgutachten für das Gebäude erstellt – durch die vollständige Entkernung war sichergestellt, dass die Schadstoffe in den vor rund 50 Jahren eingesetzten Baumaterialien vollständig entfernt wurden.
Neue Räumlichkeiten für neue pädagogische Konzepte
Auch den Grundriss des Gebäudes hat der Kreis so umgestalten lassen, dass die neuen Räumlichkeiten neue pädagogische Konzepte ermöglichen. Das Konzept entstand in gemeinsamen Workshops mit der Schulgemeinde. Selbstständiges Denken und Lernen, Stärkung der Eigenmotivation sowie Gestaltungsfähigkeiten stehen darin als Ziele im Fokus. Damit aus der Theorie auch Praxis wird, setzte Architekt Thomas Dersch dieses Konzept dann in moderne Lernlandschaften um: Er schuf einen neuen Grundriss, ließ Licht in das Gebäude und verbaute viele wertige und natürliche Materialien wie Holz, die für ein angenehmes Raumklima sorgen. In den Lernlandschaften gibt es verglaste Räume, in denen Unterricht in einer größeren Gruppe stattfinden kann. Die Räume haben bis auf Fachräume keine Türen, sodass eine flexible Nutzung mit Lerngruppen möglich ist. Auch Stillräume gibt es, in denen die Schülerinnen und Schüler einzeln konzentriert an Themen arbeiten können. Es gibt „Kommunikationszonen“, die zum Plaudern einladen, „Lernräume“ für unterschiedlich große Gruppen aber auch akustisch abgeschirmte Boxen mit bequemen Sitzen. Dort können sich die Schülerinnen und Schüler für Debatten zusammensetzen, ohne andere Lernende zu stören. Akustikelemente an den Decken und schalldämmende Materialien sorgen dafür, dass es nicht zu laut wird.
Schulleiter Holger Leinweber freut sich über die neuen Möglichkeiten: „Wir haben nun viel mehr Flexibilität und passgenaue Räumlichkeiten für modernen Unterricht“, betonte er. Die Bedeutung der Räumlichkeiten für die Pädagogik dürfe nicht unterschätzt werden, machte Leinweber deutlich. Denn das Bildungsverständnis sei heute ein anderes als früher – es gehe nicht mehr nur vorrangig um Wissensvermittlung, sondern auch um die Vermittlung von Kompetenzen wie Eigenständigkeit. Das sei mit den neuen Konzepten und Räumen nun noch besser möglich. Dem Landkreis dankte er für die gute Zusammenarbeit.
Energetische Sanierung sorgt für sparsameren Ressourcenverbrauch
Mit der energetischen Sanierung wurde außerdem eine neue hochwärmegedämmte thermische Hülle vor die alte Stahlbetonkonstruktion gestellt – auch, um Wärmeverluste zu vermeiden. Zur Wärmeerzeugung kommen erneuerbare Energien zum Einsatz. Die Energieversorgung wird über die Anbindung des vorhandenen Nahwärmenetzes des Schulstandortes sichergestellt, die Beleuchtung des Gebäudes erfolgt über energiesparsame LED-Technik.
Nachhaltigkeit und Effizienz hat der Kreis nicht nur bei den verbauten Materialien mitgedacht, sondern auch bei der Regenwassernutzung: So haben Fachkräfte eine Regenwasserzisterne in die Außenanlage eingebracht und die Dachfläche daran angeschlossen – um die Toilettenanlage damit zu speisen. Das nun kernsanierte Gebäude B wird durch ein Verbindungstreppenhaus mit Gebäude A verbunden. Bei den Hin- und Rückwegen wurde über eine Rampenanlage und einen Aufzug auch die Barrierefreiheit mitgedacht. Auch barrierefreie Toiletten hat der Kreis installieren lassen. Der Brandschutz wurde ebenfalls auf einen modernen Stand gebracht.
Globale Marktlage wirkt sich auf Bauzeit aus
Die Baukosten belaufen sich insgesamt auf rund 15 Millionen Euro, das Land Hessen unterstütze mit Fördermitteln aus der Hessenkasse in Höhe von etwa acht Millionen Euro, der Rest sind Eigenmittel des Kreises. Einen Grund für die relativ lange Bauzeit sieht Neidel in der globalen Marktlage, die sich auch regional ausgewirkt habe:
„Dies ist eines der Projekte des Landkreises, welches während der baulichen Umsetzung massiv von der schwierigen Marktlage bedingt durch Materialknappheit, personelle Auslastung der Handwerksbetriebe, Corona und der Energiekrise durch den Ukrainekrieg geprägt war. Umso bemerkenswerter ist es, dass der Fachbereich Schule und Gebäudemanagement mit seinen Mitarbeitenden ein solch gelungenes Gebäude realisieren konnte. Dafür herzlichen Dank“, macht Schuldezernent Neidel deutlich. „Das Sanierungsprojekt wurde von Amtsvorgänger Marian Zachow und der damaligen Landrätin Kirsten Fründt auf den Weg gebracht. Ich habe dann den Staffelstab übernommen und das Bauvorhaben in der Schlussphase begleitet und zum Abschluss gebracht“, so Neidel weiter.