Marburg-Biedenkopf – Im Landratsamt in Marburg (Im Lichtenholz 60) ist im Foyer nun eine Fotowand mit der ehemaligen Landrätin und den ehemaligen Landräten des Landkreises Marburg-Biedenkopf zu sehen. Landrat Jens Womelsdorf eröffnete die Wand im feierlichen Rahmen und im Beisein der ehemaligen Landräte.
„Dieser Rückblick macht eindrucksvoll deutlich, was der jeweilige Landrat und die Landrätin geleistet haben und dass ihre Arbeit nicht nur während ihrer Amtszeit wirkte, sondern auch heute und in der Zukunft. Sie haben den Landkreis über ihre Amtszeit hinaus geprägt“, betonte Landrat Jens Womelsdorf während der Eröffnungsfeier.
Der erste Landrat des 1974 mit der Gebietsreform neu gegründeten Landkreises war Burghard Vilmar. Der ehemalige Landrat des Altkreises Marburg übernahm das Amt bis Januar 1975 kommissarisch. Er setzte grundlegende politische Entwicklungs- und Veränderungsprozesse nach der Gebietsreform um und verbesserte die Lebensverhältnisse der Menschen im Kreis durch eine soziale Politik und vielfältige Initiativen zur Förderung der Wirtschaft. Außerdem legte er vor allem in der Schulentwicklungsplanung die Grundlagen für eine zukunftsorientierte Kommunalpolitik im Landkreis Marburg-Biedenkopf.
Danach folgte bis 1981 Dr. Siegfried Sorge, der Landrat des Altkreises Biedenkopf. Er brachte insbesondere die europäischen Partnerschaften auf lokaler Ebene voran, so wurde die Freundschaft zur Südtiroler Gemeinde Lüsen gestärkt und die Partnerschaft mit dem englischen District Huntingdonshire beschlossen. Weiterhin stärkte er ländliche Gemeinden mit dem Bau von Dorfgemeinschaftshäusern und stellte ein Schulbaunotprogramm innerhalb von zehn Wochen auf, da es einigen Schulen im Kreis an Räumen mangelte.
Nach Sorge übernahm der ehemalige Erste Kreisbeigeordnete Dr. Christean Wagner das Amt des Landrats. Als erster hessischer Landrat führte er ein Umweltamt ein. Er förderte ausländische Schulkinder durch Maßnahmen zur Berufsvorbereitung und Sprachkursen bei der Volkshochschule (vhs). Er baute auch die Sportförderung aus, indem er unter anderem Auszeichnungen eingeführt hat.
1985 folgte Professor Dr. Kurt Kliem als Landrat. Er richtete eine Frauengleichstellungsstelle ein und unterzeichnete die Partnerschaft zum Bezirk Berlin-Charlottenburg. Unter Kliem startete auch das Projekt „Mobile und ambulante Rehabilitation und Beratung“. Das Projekt war ein Pflegeangebot für ältere Menschen, um diese möglichst lange in ihrer häuslichen Umgebung zu belassen. Dieser Grundgedanke lebt auch noch heute in den Pflegestützpunkten des Kreises fort. Außerdem realisierte Kliem ein nahezu flächendeckendes Betreuungsangebot für Grundschulkinder.
Danach wählte die Kreisbevölkerung Robert Fischbach zum Landrat. Unter ihm wurde die Partnerschaft mit dem polnischen Landkreis Koscierzyna geschlossen. Außerdem wurde das KreisJobCenter (KJC) gebildet. Aber auch heutige Themen standen während seiner Amtszeit im Fokus: Mit dem Klimaschutzkonzept und dem weiteren Ziel, den Landkreis bis 2040 unabhängig von fossilen und atomaren Energieträgern zu machen, brachte er den Klimaschutz auf die Agenda des Kreises. Und auch die Breitbandversorgung ging er mit der Gründung der Breitband Marburg-Biedenkopf GmbH an. Von 2009 bis 2013 war Fischbach Präsident des Hessischen Landkreistages und setzte sich für die Interessen der hessischen Landkreise ein.
Im Jahr 2014 bekam der Landkreis seine erste Landrätin, Kirsten Fründt. Während ihrer Amtszeit bewältigte die Kreisverwaltung das Fluchtgeschehen im Sommer 2015 und die Corona-Pandemie. Sie machte den Kreis zu einem Vorbild der Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligung, Nachhaltigkeit sowie Digitalisierung. Außerdem reduzierte sie die Schulden und konnte stets ausgeglichene Haushalte aufweisen, die auch teils deutliche Überschüsse hatten. Im Januar 2022 verstarb sie an den Folgen einer Krebserkrankung. Landrat Jens Womelsdorf wurde ihr Nachfolger.
Es ist geplant, dass die zukünftigen ehemaligen Landrätinnen und Landräte ebenfalls einen Platz an der Fotowand kriegen. Die Fotowand ist zu den Öffnungszeiten der Kreisverwaltung zu sehen. Diese sind von Montag bis Donnerstag, von 8 bis 16 Uhr und Freitag, von 8 bis 14 Uhr.