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Pressemitteilung 258/2022

28.04.2022

Verloren geglaubtes Zunftbuch ist Exponat des Monats – Vielseitige Einblicke in die Geschichte der Biedenkopfer Tuchmacher-Zunft

Ein altes, verloren geglaubtes Zunftbuch der Tuchmacher-Zunft in Biedenkopf ist das Exponat des Monats Mai im Hinterlandmuseum. Das Buch ermöglicht vielseitige Einblicke in die Geschichte der Zunft.

Marburg-Biedenkopf – Ein altes Zunftbuch der Tuchmacher-Zunft in Biedenkopf ist das Exponat des Monats Mai im Hinterlandmuseum im Schloss Biedenkopf. Das Handwerk der Tuchmacher war eines der ältesten und bedeutendsten in der Stadt. Dass dieses Buch erhalten blieb, ist eine kleine Sensation. Denn bisher war man davon ausgegangen, dass alle Unterlagen bei dem großen Stadtbrand 1717 in Biedenkopf vernichtet wurden.

Bereits 1325 finden die Tuchmacher im Stadtbuch von Biedenkopf Erwähnung. Für ihren Zusammenschluss zur Zunft stellt das gestiftete Buch den frühesten Beleg dar. In dem von 1564 bis 1805 geführten Buch wurden auf 206 Seiten wichtige Angelegenheiten der Zunft notiert: Von der Zunft-Ordnung über Protokolle, Beschlüsse der Sitzungen, Verzeichnisse der Meister bis hin zu Stiftungen.

Ein Beispiel: Am 13. Dezember 1619 fand eine Sitzung der Zunft statt, bei der auch die Zunft-Rechnung durchgegangen wurde. Bei dieser Gelegenheit stiftete Hans Weigel dem „ehrbaren Handwerk“ fünf Gulden. Dieses Geld sollte nach seinem Tod „vertrunken“ werden. Voraussetzung war aber, dass die Zunftmeister ihn in „Friede und Einigkeit“ zu Grabe trugen und die Ältesten dem Trauerzug folgten. Eine spätere Notiz besagt, dass seine Kinder stiftungsgemäß das Geld zahlten und dass es tatsächlich bei seinem Begräbnis vertrunken wurde.

Die Tuchmacher stellten ausschließlich Wollstoffe her und vertrieben sie überregional etwa nach Mainz, Köln und Trier. Sie gehörten zu den wohlhabenden Einwohnern von Biedenkopf. Ihre Anzahl nahm bis zur zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ständig zu. Um 1780 arbeiteten in Biedenkopf 136 Tuchmachermeister mit ungefähr 60 Gesellen. 1805 waren es sogar 177 Meister. Aus verschiedenen Gründen kam die Biedenkopfer Tuchfabrikation im Verlauf des 19. Jahrhunderts zum Erliegen: 1850 gab es nur noch neun Tuchmachermeister. 1869 wurde die Zunft schließlich aufgelöst.

Ein Stifter aus Aschaffenburg hat das Zunftbuch dem Hinterlandmuseum übergeben. Die Wurzeln seiner Familie, die in der Tuchproduktion tätig war, liegen jedoch in Biedenkopf.

Die Zunfttruhe der Tuchmacher, in der sich wichtige Dokumente wie das Zunftbuch in der Regel eigentlich befanden, verbrannte übrigens in dem Stadtbrand von 1717. Ihre neue Truhe entstand 1723 – diese ist ebenfalls im Hinterlandmuseum zu sehen.

Das Hinterlandmuseum ist dienstags bis sonntags, jeweils von 10 bis 18 Uhr, geöffnet. Der Eintritt kostet für Erwachsene 2,50 Euro, für Kinder bis 14 Jahren 1,30 Euro. Im Museum gilt weiterhin die Verpflichtung zum Tragen einer OP- oder vorzugsweise einer FFP2-Maske.

Ein altes, verloren geglaubtes Zunftbuch der Tuchmacher-Zunft in Biedenkopf ist das Exponat des Monats Mai im Hinterlandmuseum. Das Buch ermöglicht vielseitige Einblicke in die Geschichte der Zunft.

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