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Pressemitteilung 152/2021

19.03.2021

Ansitzwarten für das seltene Braunkehlchen – Landkreis sorgt mit Hilfe der Landwirte für gute Brutbedingungen

Das Braunkehlchen gilt als vom Aussterben bedrohter Vogel. Der Kreis setzt sich in Zusammenarbeit mit den heimischen Landwirten sowie Naturschützern für eine Verbesserung des Lebensumfelds der Tiere ein. (Foto: Viola Wege)

Marburg-Biedenkopf – Das Braunkehlchen gilt nach der aktuellen Roten Liste Hessen als vom Aussterben bedrohter Vogel. In ganz Hessen gibt es noch etwa 400 bis 600 Brutpaare. Im Landkreis-Marburg-Biedenkopf gab es im vergangenen Jahr mehrere erfolgreiche Bruten – der Kreis setzt sich mit Unterstützung mehrerer Landwirte für eine Verbesserung des Lebensumfelds der Tiere ein.  

Braunkehlchen kehren von April bis Mai in ihre Brutgebiete zurück. Pünktlich zu ihrer Rückkehr konnte der Landkreis mit Mitteln aus der Biodiversitätsstrategie des Landes Hessen und mit Unterstützung durch die Staatliche Vogelschutzwarte Hessen auf extensiv bewirtschafteten Grünland-Flächen bessere Bedingungen für die Braunkehlchen schaffen. „Ohne die Mitwirkung der Landwirte wäre das nicht möglich“, sagt Daniel Engelhard vom Fachbereich Ländlicher Raum und Verbraucherschutz, der die Gelder beim Regierungspräsidium Gießen beantragt und das Projekt mit den Landwirten abgestimmt hat. 

Besonders erfolgreich war die Unterstützung der Braunkehlchen im vergangenen Jahr auf Flächen im Beuerbachtal bei Angelburg-Gönnern. Dort wirtschaftet der Bio-Landwirt Heinz-Kurt Müller vom Haflingerhof mit seinen Galloway-Rindern. Die sollen in erster Linie das Landschaftsbild erhalten, das von einer offenen Weidelandschaft geprägt ist, die hin und wieder durch Hecken oder andere Landschaftselemente unterbrochen wird – also genau so eine offene Landschaft mit artenreichen, extensiv bewirtschafteten Wiesen, auf die das Braunkehlchen angewiesen ist.  Auch in diesem Jahr sollen die Tiere nach ihrer Rückkehr aus Afrika im Landkreis wieder gute Bedingungen für die Brut und die Aufzucht der Jungvögel vorfinden. 

So werden beispielsweise in Altgrasstreifen, die über mehrere Jahre von der Mahd ausgenommen werden, Bambusstäbe gesteckt. „Braunkehlchen benötigen zur Nahrungssuche und in der Nestumgebung Sitzwarten. Dies sind meist stabile Stauden, einzeln stehende Büsche oder Zaunpfähle. Sollten diese trotz guter Nahrungsgrundlage nicht vorhanden sein, kann die Ansiedlung von Braunkehlchen durch das Ausbringen von Sitzwarten begünstigt werden“, sagt Viola Wege von der Staatlichen Vogelschutzwarte Hessen, auf deren Initiative die Maßnahme jetzt im zweiten Jahr stattfindet. 

Braunkehlchen bauen ihre Nester auf dem Boden in Grünland-Flächen, besonders Randbereiche mit etwas höherer Vegetation werden hierfür gerne angenommen. Weil dieser Lebensraum wegen des Umbruchs extensiver Grünlandbereiche, Düngung, Überweidung oder Intensivierung der Landwirtschaft schwindet, hat der Braunkehlchen-Bestand in den vergangenen 25 Jahren in Hessen um mehr als 50 Prozent abgenommen. Am westlichen und östlichen Rand des Landkreises Marburg-Biedenkopf gibt es zwei Hauptverbreitungsschwerpunkte Hessens: Die Mittelgebirgslandschaft vom Westerwald und im Osten der Vogelsberg. Im Landkreis Marburg-Biedenkopf brütete das Braunkehlchen in den vergangenen Jahren beispielsweise im Herzbachtal bei Gladenbach-Rüchenbach, im  Verstal bei Lohra-Kirchvers und bei Weimar-Nesselbrunn.

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