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Pressemitteilung 271/2019

07.08.2019

Tonkrüge erinnern an den Grenzgang 1950 – Exponat des Monats August im Hinterlandmuseum Schloss Biedenkopf

Ein Bierkrug in üblicher Größe, ein Miniatur-Bierkrug und ein Miniatur-Ausschenkkrug erinnern an den Grenzgang in Biedenkopf im Jahr 1950 – der erste Grenzgang nach dem Zweiten Weltkrieg. (Foto: Landkreis Marburg-Biedenkopf)

Marburg-Biedenkopf – Bei den Exponaten des Monats August im Hinterlandmuseum Schloss Biedenkopf handelt es sich, passend zum Grenzgang, um drei Andenken an den Besuch des Festplatzes im Grenzgangsjahr 1950: ein Bierkrug in üblicher Größe, ein Miniatur-Bierkrug und ein Miniatur-Ausschenkkrug. Bierkrüge als Andenken sind und waren sehr beliebte Objekte, erfüllen sie doch auch einen praktischen Nutzen. 

Gestiftet wurden die Objekte an das Hinterlandmuseum im kreiseigenen Schloss Biedenkopf von Ingeborg Schneider aus Dautphetal, die bereits zahlreiche Exponate an das Museum gegeben hat. 

Nach 1935 fand das Grenzgangsfest in Biedenkopf zum ersten Mal wieder im Jahr 1950 statt. Um den Sieben-Jahres-Rhythmus einzuhalten, hätte ein Fest während des Zweiten Weltkrieges (1939 bis 1945) im Jahre 1942 stattfinden müssen; es fiel verständlicherweise aus. Das Jahr 1949 wäre das nächste Grenzgangsjahr gewesen, doch aufgrund der Nachkriegsnot und der Währungsreform von 1948 wurde das Fest um ein Jahr verschoben. 1950 wurde auch das Grenzgangslied „Aus Traum und Nacht, da ist unser Grenzgang erwacht“, komponiert, das auch heute noch gesungen wird. 

Auch die Erinnerungen der Stifterin beziehen sich auf die Nachkriegsereignisse. So erinnert sich Ingeborg Schneider, dass ihre Mutter als Kriegerwitwe nach dem Zweiten Weltkrieg nur wenig Geld hatte. Auf dem Festplatz des Grenzgangsfestes von 1950 ermöglichte die Mutter ihrer Tochter trotzdem das Schaukeln auf der „Luftschaukel“. Da ihr das Schaukeln sehr gefallen hatte, bat sie um eine weitere Möglichkeit. Ein zufällig vorbeikommender älterer Nachbar zeigte sich großzügig und löste die Karte für eine weitere Schaukelrunde. Außerdem wurden zur Erinnerung an diesen Tag und den Grenzgang 1950 die nun an das Museum gestifteten Exponate erstanden. 

Der größere Bierkrug ist fast auf der ganzen Außenseite mit einer handschriftlich aufgebrachten weißen Aufschrift verziert. Er besteht aus weißem Ton, wurde dann mit einer braunen Glasur versehen und anschließend mit Pinselstrichen beschrieben und mit einem Blumenmuster und einem oberen dunklen Randabschluss verziert. Gegenüber dem Henkel ist oberhalb einer Blumenrankenverzierung mit einer blauen Blüte zu lesen: „Andenken an Biedenkopf“. 

Rechtshänder lesen beim Trinken aus dem Gefäß zunächst den Sinnspruch: „Nü(u)tz den Frühling deines Lebens, leb im Sommer nicht vergebens, denn gar bald stehst du im Herbste, wenn der Winter kommt, dann sterbste.“ Diese Zeilen stehen in den letzten Strophen des langen Gedichtes „Immer weiter“ von Otto Reutter (1870 bis 1931). Friedrich Otto August Pfützenreuter, der unter dem Künstlernamen Otto Reutter auftrat, war ein deutscher Sänger, Komiker und Liedtexter. Er gilt als Meister des (Berliner) Couplets, einem aus mehreren Strophen bestehenden Lied mit satirischem, oft politischem, mitunter auch zweideutigem Inhalt. 

Auf der gegenüberliegenden Seite des Bierkruges ist dann zu lesen: „Gönn dir was Gutes, auch wenn du in Not bist, was nützt dir das Leben, wenn du erst tot bist.“ Dieser oft zitierte Sinnspruch erinnert wie der vorangegangene Spruch daran, das Leben rechtzeitig zu genießen. Besonders die Festtage zum Grenzgang boten hier nach den Kriegs- und Notzeiten kurzfristige Ablenkung vom Alltag. 

Der kleine Bierkrug wurde mit weißer Gussmasse (Engobe) mit „Grenzgang Biedenkopf 1950“ beschrieben. Auch er hat einen dunkleren oberen Randabschluss. Der in der Art dazu passende Ausschenkkrug ist unbeschriftet. Ihn ziert eine weiße Blüte mit einem Blattmuster. 


Das Hinterlandmuseum Schloss Biedenkopf:

Die wechselnden Exponate des Monats können während der Dauerausstellung im Hinterlandmuseum im Schloss Biedenkopf dienstags bis sonntags zwischen 10:00 und 18:00 Uhr besichtigt werden.

Eintrittspreise: Erwachsene: 2,50 Euro; Kinder bis 14 Jahre: 1,30 Euro; Gruppen pro Person jeweils: 2,00 Euro; Schulgruppen pro Person: 1,00 Euro. Für Inhaber der Ehrenamtscard ist der Eintritt frei.

Weitere Informationen beim Hinterlandmuseum, Telefon: 06461 924651, per E-Mail: Hinterlandmuseummarburg-biedenkopfde oder online unter www.marburg-biedenkopf.de.

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