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Pressemitteilung 089/2017

27.02.2017

Kröten, Molche und Co. haben nachts wieder Vorfahrt – Straßensperrungen dienen dem Tierschutz und der Sicherheit der Autofahrer

Erdkröten benötigen bis zu 20 Minuten, um eine 15 Meter breite Straße zu überqueren. Gegen herannahende Autos haben sie keine Chance. Die Straßensperrungen helfen den Bestand der Tiere im Kreis zu sichern. (Foto: Landkreis Marburg-Biedenkopf/Stephan Schienbein)

Marburg-Biedenkopf – Wie in jedem Jahr, wenn der Winter zu Ende geht und über längere Zeit Temperaturen über fünf Grad herrschen, beginnen die Amphibien mit ihrer Laichwanderung. Molche, Feuersalamander, Gras- und Teichfrösche oder auch Erdkröten müssen dabei oft auch in großer Zahl Straßen überqueren. Deshalb werden die Straße zwischen Marburg-Ronhausen und Weimar-Argenstein (ehemalige Kreisstraße 42) und die Kreisstraße 59 zwischen den Weimarer Ortsteilen Roth und Niederwalgern nachts wieder gesperrt. Die Sperrungen zwischen 19:00 Uhr abends und 6:00 Uhr morgens gelten ab sofort und voraussichtlich bis zum 23. April 2017.

Die Straßensperrungen dienen nicht nur dem Schutz der Tiere. Wenn sie in großer Zahl überfahren werden, können auch Straßen gefährlich glatt werden. Deshalb sind die Straßensperrungen auch wichtig für die Sicherheit der anderen Verkehrsteilnehmer. Hinweisschilder machen frühzeitig auf die Sperrungen aufmerksam.

Um die hohe Zahl der Verkehrsopfer unter den Amphibien zwischen Ronhausen und Argenstein zu verringern, haben die Gemeinde Weimar sowie die Naturschutzbehörden der Universitätsstadt Marburg und des Landkreises Marburg-Biedenkopf beschlossen, diese Straße mit zwei fest installierten Schranken zu sperren. Auf der Kreisstraße 59 zwischen Niederwalgern und Roth organisieren ehrenamtliche Mitglieder der Ortsgruppe Fronhausen des Naturschutzbunds (NABU) und die Gemeinde Weimar die Sperrung mit mobile Sperrelementen.

Wenn die Temperaturen im für Amphibien angenehmen Bereich sind und auch noch feuchtes, regnerisches Wetter bei einsetzender Dämmerung herrscht, machen sich Erdkröte und Co. auf den Weg von den Winterquartieren zu ihren Laichgewässern um sich fortzupflanzen. Auf ihrem gewohnten Wanderweg geraten die Amphibien immer häufiger in große Gefahr, im schlimmsten Fall gar unter die Räder. Eine Erdkröte benötigt zum Beispiel bis zu zwanzig Minuten, um eine 15 Meter breite Straße zu überqueren.

„Wenn auf Schutzmaßnahmen wie die nächtliche Sperrung bestimmter Straßen verzichtet würde, wären die Amphibienvorkommen im Landkreis Marburg-Biedenkopf gefährdet. Alleine in Hessen werden jährlich rund eine Millionen Amphibien überfahren“, weiß Monika Fett von der Naturschutzbehörde des Kreises. „Doch der vermeintliche Aufwand lohnt sich. Es hat sich gezeigt, dass solche im Grunde einfachen und auch kostengünstigen Schritte für den Natur- und Artenschutz sinnvoll und wirksam sind“, ergänzt der Erste Kreisbeigeordnete Marian Zachow.

Daher bitten alle beteiligten Behörden und auch die Polizei die Verkehrsteilnehmer, diese Sperrungen zu beachten und damit auch die ehrenamtlich Tätigen vor Ort bei ihren täglichen und nächtlichen Einsätzen zu unterstützen.

Falls eine längere Kälteperiode die Amphibienwanderung unterbrechen sollte, heben die zuständigen Behörden auch die Straßensperrung für diesen Zeitraum auf. Sollte der überwiegende Teil der Wanderung früher abgeschlossen sein, wird auch die Sperrung entsprechend früher aufgehoben.

Hintergrund:

Der Grund für die Wanderlust vieler Amphibien-Arten liegt darin, dass die wechselwarmen Wirbeltiere, sobald sie ausgewachsen sind, zwar dauerhaft an Land leben könnten, aber bei der Fortpflanzung noch an das Wasser gebunden sind. Die Amphibien legen auf ihrem Wanderweg von den Winterquartieren zu den Laichgewässern zum Teil Entfernungen von mehreren Kilometern zurück, wie beispielsweise die Erdkröte, die bis zu zweieinhalb „wandert“. Nicht selten werden weitere Strecken sogar in mehrtägigen Etappen absolviert. Nachdem sich die Tiere fortgepflanzt haben, begeben sie sich wieder zurück in das meist weit entfernte Sommerquartier. In der Regel sind die Tiere sehr ortstreu und leben dort bis zum Herbst in einem kleinen Revier.

Auch die Teichmolche machen sich auf den Weg zu ihren Laichgewässern um sich fortzupflanzen. Dabei laufen sie Gefahr, unter die Räder zu kommen. Straßensperren bringen Abhilfe und schützen Tiere und Autofahrer gleichermaßen. (Foto: Landkreis Marburg-Biedenkopf/Stephan Schienbein)

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