Marburg-Biedenkopf – Die Kreisverwaltung Marburg-Biedenkopf hat als erste Kreisverwaltung in Deutschland erfolgreich den Bilanzierungs-Prozess im Hinblick auf Gemeinwohl-Kriterien abgeschlossen. Damit übernimmt die Kreisverwaltung eine Vorreiterrolle bei der transparenten Erfassung und Bewertung ihres Beitrags zum Gemeinwohl. Den Bilanzierungs-Bericht und weitere Informationen gibt es online unter www.marburg-biedenkopf.de/gemeinwohl (Öffnet in einem neuen Tab).
Ziel der Bilanzierung war es, die Wirksamkeit des Verwaltungshandelns in den Bereichen des Gemeinwohls wie beispielsweise sozialer Gerechtigkeit, ökologischer Nachhaltigkeit, Solidarität und demokratischer Mitbestimmung zu messen. „Wir wollten wissen, wie gut wir bereits aufgestellt sind und wo wir uns noch verbessern können. Diese Bilanz ist ein wichtiger Schritt, um unsere Verantwortung für das Gemeinwohl auch in Zukunft weiter zu stärken und sichtbar zu machen“, betont Landrat Jens Womelsdorf.
Im Rahmen des Prozesses wurden definierte Organisationseinheiten der Kreisverwaltung umfassend geprüft und bewertet. Dabei standen unter anderem die ethische öffentliche Beschaffung, nachhaltiges Finanzmanagement sowie der Umgang mit Mitarbeitenden sowie Bürgerinnen und Bürgern im Fokus. Unterstützt wurde die Verwaltung durch ein externes Fachteam, bestehend aus erfahrenen Gemeinwohl-Beraterinnen und -Beratern. Intern hat eine Steuerungsgruppe den Prozess begleitet.
Die Auswertung der Gemeinwohl-Bilanz zu den Wertethemen Menschenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit sowie Transparenz & Demokratie zeigt: Im Durchschnitt pro Wertethema liegt die Gemeinwohl-Performance der Kreisverwaltung Marburg-Biedenkopf auf den Stufen „fortgeschritten“ und „erfahren“ – auf einer Skala, die bei der Basislinie gesetzlicher Anforderungen beginnt und über „erste Schritte“, „fortgeschritten“, „erfahren“ bis „vorbildlich“ reicht.
„Das Ergebnis liefert ein deutliches Signal für gelebtes Engagement für Gemeinwohl und Verantwortung“, sind sich Landrat Womelsdorf und Daniel Schleicher, zuständiger Projektmanager im Fachdienst Kreisentwicklung und Klimaschutz, einig.
Mit den Ergebnissen aus diesem ersten Bilanzierungsprozess ist nun ein Grundstein gelegt, um eine kontinuierliche Verbesserung im Sinne des Gemeinwohls sicherzustellen. „Diese erste Bilanz ist für uns als Kreisverwaltung ein wichtiger Schritt und eine gute Ausgangslage. Wir werden als Kreisverwaltung selbstverständlich weiterhin daran arbeiten, unsere Prozesse zu optimieren und so weiterhin einen nachhaltigen Beitrag für unsere Gesellschaft zu leisten“, so der Landrat. Ein besonderer Danke gelte allen Mitarbeitenden, die an der Erstellung des Berichtes mitgewirkt und ihr Fachwissen eingebracht haben.
Hintergrund: Entwicklung und Bedeutung der Gemeinwohl-Ökonomie im Kreis
Die Beschäftigung mit dem Thema Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) ist für die Kreisverwaltung kein Neuland: Bereits 2019 wurde der Eigenbetrieb „Jugend- und Kulturförderung“ nach den Kriterien der GWÖ bilanziert und zertifiziert. Der aktuelle Prozess stellt nun den ersten ganzheitlichen Bilanzierungsdurchlauf für die gesamte Kreisverwaltung dar. Die GWÖ selbst ist ein alternatives Wirtschaftssystem, das statt auf Gewinnmaximierung auf Werte wie soziale Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit, Solidarität und demokratische Mitbestimmung setzt. Für die Kreisverwaltung bedeutet dies eine konsequente Umsetzung von nachhaltigem und gemeinwohlorientiertem Verwaltungshandeln.
Zudem knüpft die Bilanzierung an die kommunale Verankerung der Agenda 2030 der Vereinten Nationen an, mit deren 17 Nachhaltigkeitszielen sich der Landkreis Marburg-Biedenkopf bereits in zahlreichen Bereichen verpflichtet hat – von Bildung über Gleichstellung bis Klimaschutz. Die Auszeichnung als Global Nachhaltige Kommune Hessen im November 2023 unterstreicht diese Ausrichtung zusätzlich. Die Gemeinwohl-Bilanzierung ist damit eine praxisnahe Fortführung dieser langfristigen Nachhaltigkeitsstrategie und ein zentrales Instrument, um den Fortschritt messbar und transparent zu machen. Weitere Informationen zum Projekt und zur Gemeinwohl-Ökonomie finden Interessierte auf der Homepage des Kreises unter www.marburg-biedenkopf.de/gemeinwohl (Öffnet in einem neuen Tab).