Marburg-Biedenkopf – Eine Besichtigung der Firma Roth in Dautphetal-Buchenau ist bei über 40 Teilnehmenden mit Flucht- und Migrationshintergrund auf großes Interesse gestoßen. Im Rahmen der Open VOICE-Betriebsbesichtigung hat Roth Industries dabei die vielfältigen Berufsfelder und Ausbildungsmöglichkeiten vorgestellt. Die Veranstaltung dient der Berufsorientierung und öffnet potentielle Wege in Praktika, Ausbildungsplätze oder dauerhafte Beschäftigung.
Die Unternehmensgruppe Roth Industries GmbH & Co. KG ist ein international tätiges Familienunternehmen in den Bereichen Gebäude- und Industrietechnik. Weltweit arbeiten rund 1.400 Mitarbeitende für die Roth Unternehmen. Die Zentrale liegt im mittelhessischen Dautphetal-Buchenau. Dort werden Produkte der Energie- und Sanitärtechnik wie Fußbodenheizung, Behälter- und Duschsysteme hergestellt.
Der Erste Kreisbeigeordnete Peter Neidel dankte Roth Industries für die Leistung bei der Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Migrationsgeschichte: „Die möglichst schnelle Aufnahme einer Ausbildung oder einer Arbeitsstelle ist wichtig, damit neu ankommende Menschen hier gut Fuß fassen können. So ist dann auch Teilhabe in anderen gesellschaftlichen Bereichen möglich.“
Berufsfelder, Ausbildung und Bewerbungen
„Wir sind in der betrieblichen Ausbildung sehr breit aufgestellt. Jedes Jahr beginnen bei uns über 20 Auszubildende – in den acht regelmäßig angebotenen Ausbildungsberufen – ihre Berufsausbildung“, erläuterte Personalreferentin Jennifer Happel. Sie begrüßte die Gruppe und stellte das Unternehmen vor. Für die Ausbildung ist meist ein B2 Sprachniveau nötig. Eine Deutschlehrerin, die mit ihrem Sprachkurs teilnahm, regte an, dass auch betriebsinterne Sprachkurse oder Sprachtandems helfen könnten, mehr Menschen mit Migrationsgeschichte in einer erfolgreichen Ausbildung zu fördern.
Beim Rundgang durch das Unternehmen zeigt und erklärte Maximilian Endes, Assistent der Betriebsleitung, die unterschiedlichen Fertigungs- und Logistikbereiche. Dabei gab es auch interessante Details zu bestaunen. „Wir produzieren im Jahr über 40 Millionen Meter Flächenheizungsrohr, dies entspricht in etwa dem Umfang der Erde“, berichtet Endes. Begleitet wurde die Gruppe auch von zwei jungen Männern, die beide eine Ausbildung zum Industriekaufmann absolvieren und sehr zufrieden sind. Für die meisten dreijährigen beziehungsweise 3,5-jährigen Ausbildungsberufe in den Sparten Industriemechanik, Elektronik, Kunststoff- und Kautschuktechnologie oder Zerspanungsmechanik ist der Hauptschulabschluss Eingangsvoraussetzung. Der Fachlagerist kann in zwei Jahren absolviert werden. Für die kaufmännische Ausbildung und den Beruf Technischer Produktdesigner ist ein Realschulabschluss notwendig.
Was bringen die Menschen mit?
Viele Teilnehmenden brachten ihre Bewerbungsunterlagen und konkrete Fragen mit. Ein Elektroingenieur aus dem Iran interessierte sich für die beruflichen Möglichkeiten bei Roth. Aktuell mache er aber erstmal seinen A2 Sprachkurs und müsse seinen Berufsabschluss anerkennen lassen. Diese beiden Themen bringt auch eine Zerspanungsmechanikerin aus dem Iran mit: „Ich habe in Syrien ein zweijähriges Studium als Zerspanungsmechanikerin absolviert. Für die Anerkennung in Deutschland fehlt mir allerdings noch die praktische Berufserfahrung, die hier in Deutschland Teil der Ausbildung ist.“ Sie hofft, dies bei Roth über eine Einstiegsqualifizierung machen zu können. „Im Februar mache ich meine B2 Prüfung und möchte dann den praktischen Teil nachholen.“
Das Projekt Open VOICE
Die Betriebsbesichtigungen im Rahmen von Open VOICE organisiert Lydia Koblofsky vom Büro für Integration des Landkreises Marburg-Biedenkopf. Kooperationspartner sind das KreisJobCenter, der Fachdienst „Arbeitgeber Personalservice“ des Kreises und das Flüchtlingsberatungsnetzwerk „BLEIB!dabei!“. Ziel ist es, Berufsperspektiven durch direkte Begegnungen mit Betrieben zu eröffnen – sei es für Praktika, Ausbildungsplätze oder dauerhafte Beschäftigung. Die Beratungsangebote „BLEIB!dabei!“ bei der Praxis GmbH und Arbeit & Bildung unterstützen außerdem bei der Berufsorientierung, der Suche nach Weiterbildungen und dem Erstellen von Bewerbungsunterlagen.
Kontakt für Fragen zu Open VOICE-Betriebsbesichtigungen:
Lydia Koblofsky, 0160 91983557, koblofskylmarburg-biedenkopfde