Marburg-Biedenkopf – Vom Röntgengerät bis zum Sterilisator, vom Küchen-Gebläse bis zur Telefonanlage: Mit der Unterzeichnung des Kaufvertrages über Vermögensgegenstände des Krankenhauses in Biedenkopf sowie des Grundstückskaufvertrages ist nun ein weiterer Meilenstein im Übergang des DRK-Krankenhauses zur Hinterland-Klinik erreicht.
Nachdem der Gläubiger-Ausschuss grünes Licht gegeben hat, sind der Kaufvertrag zwischen der Hinterland-Klinik gGmbH und dem DRK Kreisverband Biedenkopf sowie der Grundstückskaufvertrag zwischen dem Eigenbetrieb Hinterland-Klinik Immobilienwirtschaft und dem DRK Kreisverband Biedenkopf notariell besiegelt worden. Damit steht der Übernahme des Krankenhauses durch den Landkreis Marburg-Biedenkopf zum 1. Januar 2026 nichts mehr im Wege. Für die beweglichen Vermögenswerte erhält die Insolvenzmasse des DRK-Kreisverbandes einen Kaufpreis in Höhe von 160.000 Euro, für Flächen und Grundstück 65.000 Euro und für das Gebäude den symbolischen Preis von 1 Euro.
„Mit dem Beschluss zur Übernahme der Klinik hat der Kreistag im September den Weg geebnet. Die Betriebsgesellschaft und der Eigenbetrieb für die Immobilienwirtschaft sind gegründet, der neue Geschäftsführer bereitet den Start zum 1. Januar vor, nun sind auch die Kaufverträge unterzeichnet – das sind sehr gute Nachrichten für die Menschen im Hinterland und darüber hinaus“, betonte Landrat Jens Womelsdorf. Nicht nur die bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung der Menschen im Einzugsbereich der Klinik sei gesichert. „Wir konnten auch mehr als 200 Arbeitsplätze erhalten“, unterstrich der Landrat. Die zurückliegenden Monate seien sehr herausfordernd gewesen, der Weg zum Ziel steinig, steil und teilweise auch sehr verschlungen. „Aber wir sind diesen Weg sehr konsequent gegangen“, so Womelsdorf. Er ist optimistisch, dass der Start am 1. Januar gelingen wird und das Krankenhaus in Biedenkopf in eine sichere Zukunft geführt werden kann.
Diesen Optimismus teilt auch der neue Geschäftsführer Konstantin von Heydwolff, da der Prozess der Übernahme des Krankenhauses gezielt gesteuert werden könne. Von Heydwolff möchte die neue Hinterland-Klinik jetzt gemeinsam mit der Belegschaft, der Ärzteschaft und dem Landkreis als Gesellschafter zukunftsfest entwickeln. „Wir starten nach einem koordinierten Übergang und unter kontrollierten Bedingungen mit einem voll funktionsfähigen Haus und einer motivierten Mannschaft. Das sind gute Voraussetzungen“, sind sich Landrat Womelsdorf und von Heydwolff einig.
Auch der Insolvenzverwalter des DRK Kreisverbandes Biedenkopf, Rechtsanwalt Carsten Koch von der Kanzlei Westhelle & Partner, ist mit der zum 1. Januar erfolgenden Übertragung des Krankenhauses Biedenkopf an die Hinterland-Klinik gGmbH sehr zufrieden. Die Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung der Bevölkerung in der Region und die Erhaltung aller Arbeitsplätze sei eine hervorragende und vor allem langfristig tragfähige Lösung. Er dankte allen Beteiligten, insbesondere den Mitarbeitenden der Klinik, die durch ihren Einsatz und ihre Treue zum Krankenhaus die aufgrund der schwierigen gesetzlichen Rahmenbedingungen anspruchsvolle Sanierung des Krankenhauses ermöglicht haben. „Die Übertragung ist ein gutes Beispiel dafür, dass eine Insolvenz nicht immer mit Schließung und Arbeitsplatzverlust in Verbindung stehen muss“, unterstrich der Rechtsanwalt.
Insolvenzverwalter Carsten Koch bedankt sich auch beim Landkreis Marburg Biedenkopf, dessen Gremien und vor allem auch dem Landrat persönlich für die gute Zusammenarbeit und wünscht dem neuen Geschäftsführer des Krankenhauses viel Erfolg bei der Fortführung des Hauses.
Er ist aber auch der Meinung, dass der Gesetzgeber gefordert sei durch klare gesetzliche Vorgaben in der Gesundheitspolitik die Erhaltung gerade kleiner der ortsnahen medizinischen Versorgung der Bevölkerung dienenden Häuser umgehend zu regeln und vor allem zu ermöglichen.
„Die Probleme bei der Finanzierung des Krankenhauses beziehungsweise des Krankenhausbetriebes hatten erst zu der Insolvenz Ende 2023 geführt, weil nicht gedeckte Verluste aus dem Krankenhaus die Reserven des DRK Kreisverbandes Biedenkopf aufgezehrt hatten“, erläutert Koch.
Die verbleibenden haupt- wie ehrenamtlichen Aufgaben des DRK Kreisverbandes Biedenkopf würden nun nach der Übertragung des Krankenhauses zunächst durch den Vorstand und den Insolvenzverwalter weiter fortgeführt und dann im kommenden Jahr durch einen Insolvenzplan saniert werden. Auch dort – da ist der Insolvenzverwalter zuversichtlich – werden alle Leistungen, vor allem in den beiden Altenheimen, den ambulanten Diensten und den ehrenamtlichen Aufgaben unverändert fortgesetzt und die Arbeitsplätze vollständig erhalten bleiben.