Marburg-Biedenkopf – Um sich gegen die Folgen des Klimawandels zu wappnen, hat der Landkreis Marburg-Biedenkopf ein Klima-Anpassungskonzept erarbeitet. Die Umsetzung dieses Konzeptes hat der Kreistag nun in seiner Sitzung im Dezember beschlossen, sodass der Kreis jetzt die entwickelten Maßnahmen angehen kann. Das Konzept lässt sich auf der Homepage des Kreises unter www.marburg-biedenkopf.de/klimaanpassung (Öffnet in einem neuen Tab) nachlesen.
Zudem hat der Kreis 14 Städte und Gemeinden dabei unterstützt, ein eigenes Klima-Anpassungskonzept zu entwickeln – diese müssen allerdings von den kommunalen Parlamenten der jeweiligen Städte oder Gemeinden beschlossen werden.
Während der Klimawandel weiter voranschreitet, sind mittlerweile auch die Folgen klar zu spüren – darunter Hitzerekorde, sogenannte Starkregenereignisse (sehr viel Regen in kurzer Zeit) aber auch längere Trockenphasen: Das Wetter in Deutschland und auch im Landkreis wird instabiler und extremer. „Hier setzt das Klima-Anpassungskonzept an: Unser Ziel ist es, damit die Menschen im Landkreis zu schützen, Infrastruktur klimasicher aufzustellen, die Klima-Anpassung in der Verwaltung zu verankern und bei neuen Vorhaben immer mitzudenken“, betont Landrat Jens Womelsdorf. Der Unterschied zum Klimaschutz: Während dieser vor allem zum Ziel hat, die Ursachen des Klimawandels zu bekämpfen, geht es bei der Klima-Anpassung darum, sich mit den bereits unvermeidbaren Folgen des Klimawandels auseinanderzusetzen und die Widerstandsfähigkeit der Menschen und Institutionen zu stärken.
Im beschlossenen Konzept des Landkreises, welches nun in den nächsten Jahren von der Kreisverwaltung umgesetzt werden soll, sind insgesamt 25 Maßnahmen enthalten, die an verschiedenen Arbeitsbereichen der Kreisverwaltung ansetzen. Durch die vielfältigen Maßnahmen will der Kreis unterschiedliche Zielgruppen erreichen: Schulflächen begrünen, um mehr Schatten zu bieten, eine Karte entwickeln, welche die kühlsten Orte im Landkreis zeigt oder auch eine angepasste Planung von Geh- und Radwegen, die beispielsweise wo möglich vermehrt durch beschattete Routen geführt werden können – all das sind Beispiele für Maßnahmen des Konzepts. Und mit Informationen und Veranstaltungen, zum Beispiel über das Thema Eigenvorsorge, möchte der Kreis möglichst viele Menschen bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels im privaten Bereich unterstützen. Auch ein Hitze-Aktionsplan wurde im Konzept als Maßnahme verankert.
„Unser Landkreis gehört zu einem der ersten Landkreise in Hessen, die ein solches Projekt in Zusammenarbeit mit den Kommunen angehen: ein bedeutender Schritt, der zeigt, wie wichtig uns die Sicherheit und die Lebensqualität unserer Bürgerinnen und Bürger sind. Dabei möchten wir nicht nur reagieren, sondern uns vorbereiten und aktiv gestalten“, macht der Landrat deutlich.
Der Prozess zur Erstellung des Konzeptes begann mit einer Auftaktveranstaltung Ende 2024 in der Gemeindehalle in Cölbe. Um die unterschiedlichen Gegebenheiten und Bedarfe der Städte und Gemeinden im Kreis zu berücksichtigen, gibt es neben dem Konzept für die Kreisverwaltung nämlich auch Klima-Anpassungskonzepte für die 14 teilnehmenden Kommunen: Neben dem Kreis sind auch Amöneburg, Bad Endbach, Breidenbach, Cölbe, Dautphetal, Fronhausen, Kirchhain, Lahntal, Lohra, Münchhausen, Neustadt, Rauschenberg, Wetter sowie Wohratal dabei. Seit dem Auftakt haben die Beteiligten über verschiedene Beteiligungsformate und Workshops die bereits jetzt spürbaren und in Zukunft wahrscheinlichen Klimawandelfolgen ermittelt und vorsorgende Maßnahmen erarbeitet. Unterstützt wurden und werden sie dabei vom Klimaanpassungsteam des Landkreises bestehend aus Katrin Lotzmann, Mareike Lorenz und Lukas Simon. Sie haben auch die Projektkoordination inne, während das Büro „alpS GmbH, Klima Plus und EQU:WIN“ die inhaltliche Erarbeitung unterstützt hat. Das Bundesministerium für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit hat die Erstellung des Konzeptes mit einer Förderung der Personalstellen von 80 Prozent unterstützt.
Die Konzepte für die Kommunen müssen von den jeweiligen politischen Gremien vor Ort, also den Stadt- oder Gemeindeparlamenten, beschlossen werden. Zum aktuellen Zeitpunkt haben die Kommunen Kirchhain, Amöneburg, Wohratal, Neustadt, Cölbe, Rauschenberg und Fronhausen das jeweils eigene Konzept beschlossen. Eine Anschlussförderung für die Personalkosten für die Umsetzung der Klimaanpassungskonzepte ist beantragt. Weitere Informationen zum Projekt sowie das vollständige Klima-Anpassungskonzept für den Landkreis mit allen Maßnahmen gibt es online unter https://www.marburg-biedenkopf.de/klimaanpassung (Öffnet in einem neuen Tab). Dort finden sich auch Maßnahmen aus den Konzepten für die jeweiligen Kommunen.