Marburg-Biedenkopf – Die Kreisverwaltung Marburg-Biedenkopf und die Stadt Neustadt (Hessen) entwickeln gemeinsam neue Möglichkeiten für Behördenkontakte rund um die Uhr und verbinden sie mit innovativen digitalen Möglichkeiten. Aus dem Programm „Starke Heimat Hessen“ des Landes erhält der Landkreis dafür knapp 500.000 Euro Fördermittel für Entwicklung, Planung, Aufbau und Ausstattung von zwei Selbstbedienungsterminals mit Abholstationen.
Der sogenannte „Amt-O-Mat“ soll es Bürgerinnen und Bürgern ermöglichen, Verwaltungsangelegenheiten vor Ort einfach und direkt digital zu erledigen. Durch die Kombination aus Selbstbedienungsterminal und Abholstation sollen rund um die Uhr und ohne Terminvereinbarung verschiedene Anträge gestellt, notwendige Dokumente sicher übergeben oder in Empfang genommen werden können.
„Schon heute werden viele Behördengänge bei uns über digitale Antragsverfahren abgewickelt. Mit dem Amt-O-Mat möchten wir den Bürgerinnen und Bürgern eine weitere Alternative zum herkömmlichen Behördengang anbieten – und mit den mehrsprachigen digitalen Antragsprozessen bauen wir gleichzeitig eine weitere Barriere im Kontakt mit unserer Verwaltung ab“, stellt Landrat Jens Womelsdorf die Vorteile des Projekts heraus. Pilotbereich für die Anbindung an das Bürger-Terminal könnten zunächst die Fachdienste Ausländer- und Staatsangehörigkeitswesen sowie die Zulassungs- und Führerscheinstelle sein, da diese bereits in hohem Maße digitalisiert sind.
Neben der Mehrsprachigkeit wird dabei auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) getestet, um die Abwicklung der Antragsprozesse in einem gesprochenen Dialog führen zu können. Besonders profitieren sollen davon Menschen, die älter sind, wenig Erfahrung mit digitalen Geräten haben oder wenig Deutsch sprechen. Gleichzeitig bietet das neue Angebot allen Menschen im Landkreis einen weiteren Vorteil: Dokumente wie beispielsweise Personalausweise oder Fahrzeugscheine können künftig sicher, ohne Wartezeit und unabhängig von Öffnungszeiten beantragt, abgegeben oder abgeholt werden.
„Mit diesem Modellprojekt leisten wir gemeinsam einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der öffentlichen Daseinsvorsorge und zur digitalen Teilhabe aller Menschen in unserem Landkreis“, fasst Landrat Jens Womelsdorf das übergeordnete Ziel des Projekts zusammen.
Auch Bürgermeister Thomas Groll, Stadt Neustadt (Hessen), begrüßt das Projekt: „Wir möchten eine Digitalisierung, die es für alle Menschen einfacher macht, ihre Anliegen an die Verwaltung zu richten. Mein Dank gilt dem Landkreis für das Miteinander und dem Land für die großzügige Förderung. Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung wird immer wichtiger, gerade auch im ländlichen Raum. Wir verbessern nun den Service für unsere Kunden spürbar und werden dadurch effizienter".
Das Land Hessen unterstützt mit dem Programm „Starke Heimat Hessen“ gezielt Projekte, die den Alltag der Menschen erleichtern, Verwaltungswege vereinfachen und zugleich die Zusammenarbeit zwischen Kommunen stärken.
„Behördengänge vom Sofa aus oder aus der Hosentasche heraus zu erledigen, ist eines unserer Ziele der Digitalisierung. Mit der Einführung eines KI-basierten Avatars in Kombination mit Selbstbedienungsterminals und einem Dokumentenbriefkasten setzt die Verwaltung auf modernste Technologie, um Bürgerinnen und Bürgern den Zugang zu Verwaltungsleistungen deutlich zu erleichtern. So verbinden wir digitale Innovationen mit echter Bürgernähe. Neben den Bürgerinnen und Bürgern profitieren aber auch die Verwaltungsmitarbeitenden, die entlastet werden und flexibler in ihrer Arbeitszeitgestaltung werden“, sagte Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus. „Besonders an diesem Projekt ist auch der interkommunale Ansatz: Die gemeinsame Umsetzung durch Landkreis und Stadt ist vielversprechend.“
Das Projekt ist Teil der interkommunalen Zusammenarbeit „Kompetenzcenter Kommunal Digital“, in dem sich neben Neustadt weitere 19 Städte und Gemeinden aus dem Landkreis zusammengeschlossen haben. Ziel ist es, gemeinsam Lösungen für eine moderne, bürgernahe Verwaltung zu entwickeln. Dabei spielen Pilotprojekte wie das Amt 365 & Rathaus 24/7 eine wichtige Rolle, da alle beteiligten Städte und Gemeinden von den Ergebnissen profitieren und diese nachnutzen können. Das Ergebnis aus Marburg-Biedenkopf soll dann auch als Blaupause für andere Kreise, Städte und Gemeinden in Hessen dienen.