Marburg-Biedenkopf – Eine Urkunde aus dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 ist das Exponat des Monats August im Hinterlandmuseum im kreiseigenen Schloss Biedenkopf. Der Musketier Theodor Adolph Brühl aus Biedenkopf erhielt sie nach seiner Teilnahme an dem Krieg.
Als Musketier wurde ein mit einer Muskete, einem langen Vorderladergewehr, bewaffneter Fußsoldat bezeichnet.
Im Hinterlandmuseum ist aktuell die Sonderausstellung „Wege zur Demokratie in Hessen von 1800 bis 1950“ zu sehen. Wie die Ausstellung zeigt, waren es oft Kriege, die politische Veränderungen verursacht haben. So führte der Deutsch-Französische Krieg 1870 bis 1871 zur Gründung des Deutschen Kaiserreiches, dessen seinerzeit modernes Reichstagswahlrecht für Männer im Alter ab 25 Jahren galt. Für diese war das aktive und passive Wahlrecht allgemein, gleich und direkt.
Kaiser Wilhelm I. stiftete am 20. Mai 1871 eine Kriegsgedenkmünze, die in der Variante für Teilnehmer am Deutsch-Französischen Krieg aus der Bronze von erbeuteten Kanonen gegossen wurde. Auch der Musketier Theodor Adolph Brühl aus Biedenkopf erhielt diese Münze „in Anerkennung seiner pflichtgetreuen Teilnahme an dem siegreichen Feldzuge 1870-1871“. Die Münze selbst ist nicht erhalten, die dazugehörige Verleihungsurkunde jedoch schon, sie ist das Exponat des Monats August. Die Urkunde wurde vom 1. Landwehr-Bataillon Wetzlar, das zum 2. Nassauischen Landwehr-Infanterie Regiment Nr. 88 gehörte, am 31. Dezember 1871 ausgefertigt.
Der Entwurf für das Dokument stammt laut Signatur von „A. Vogel“, wohl der Holzschneider Albert Vogel aus Berlin (1818-1886). Seitlich zieren die weiblichen Personifikationen des Königreiches Preußen und des Deutschen Kaiserreiches die Urkunde. Diese halten jeweils einen Lorbeerkranz, ein Schwert und ein Schild mit den Namen der Schlachten des Krieges. In der Mitte findet sich das Kriegsdatum 1870 bis 1871 in einem Lorbeerkranz, verbunden mit den Wappen der Gebiete Elsaß und Lothringen, welche Frankreich nach dem Krieg an Deutschland abtreten musste. Kanonen und niedergesunkene Fahnen französischer Einheiten vervollständigen die Komposition.
Die Urkunde ist im August während der Öffnungszeiten des Hinterlandmuseums zu sehen, dienstags bis sonntags jeweils von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt ins Museum kostet für Erwachsene vier Euro, für Kinder bis 14 Jahre 2,50 Euro.