Gemeinsame Pressemitteilung
Marburg-Biedenkopf – Unter dem Titel „Familien mit besonderen Bedarfen im Fokus“ haben der Landkreis Marburg-Biedenkopf und die Universitätsstadt Marburg gemeinsam die inzwischen achte Präventionskonferenz veranstaltet. Rund 100 Teilnehmende kamen im Marburger Erwin-Piscator-Haus zusammen, um sich zu informieren, zu vernetzen und Impulse für die Praxis mitzunehmen. Darunter Fachkräfte aus dem Sozial- und Gesundheitswesen sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger.
Stadträtin Kirsten Dinnebier machte deutlich, dass Familien als Fundament der Gesellschaft besondere Aufmerksamkeit, Unterstützung und Solidarität benötigen. Denn „nicht alle Familien starten mit den gleichen Voraussetzungen ins Leben. Armut, chronische Erkrankungen, Behinderungen, psychische Belastungen, Diskriminierungs- oder Gewalterfahrungen – all das sind Faktoren, die Familien stark fordern und oftmals an ihre Belastungsgrenzen bringen.“
Auch Landrat Jens Womelsdorf bekräftigte: „Um Familien mit besonderen Belastungen wirksam zu unterstützen, braucht es ressortübergreifende Zusammenarbeit – also ein gesundheitsförderndes Handeln in allen politischen und fachlichen Bereichen. Die Präventionskonferenz zeigt, wie wichtig dieser ganzheitliche Ansatz ist, um Zugänge zu verbessern und Hilfen wirkungsvoll zu verknüpfen.“
Dr. Angélique Herrler vom Universitätsklinikum Düsseldorf gab in ihrem Vortrag wichtige Impulse: Die Expertin erläuterte, wie sich chronische Erkrankungen bei Kindern auf die gesamte Familie auswirken können und welche strukturellen Bedingungen notwendig sind, um Familien wirksam zu entlasten. Dabei wurde deutlich: Gesundheit und gesellschaftliche Teilhabe sind eng miteinander verknüpft. Familien mit komplexen Bedarfen benötigen oftmals koordinierende Unterstützung im Umgang mit verschiedenen Zuständigkeiten und Anlaufstellen. Herrler betonte: „Was viele dieser Familien brauchen, sind sogenannte Link Worker – also Fallmanagerinnen und -manager, die Orientierung geben, begleiten und koordinieren.“ Zudem sei es wichtig, die betroffenen Kinder und Jugendlichen selbst zu fragen, was sie brauchen, um am alltäglichen Leben teilnehmen zu können.
Teil der Konferenz waren auch Dialog-Runden an sieben Themen-Tischen. Fachkräfte stellten dort Angebote aus Stadt und Landkreis vor und kamen mit Teilnehmenden über Bedarfe, Lücken und Chancen ins Gespräch. Themen waren unter anderem Armut, Gewalt in Familien, Alleinerziehende, Migration sowie Unterstützungsbedarfe in den ersten Lebensjahren eines Kindes. Auch Menschen mit eigenen Erfahrungen in der Familie kamen bei der Veranstaltung zu Wort. Ihre Einblicke verdeutlichten, wie herausfordernd der Alltag in belastenden Lebenslagen sein kann und wie wichtig unterstützende Strukturen auf kommunaler Ebene wie beispielsweise die Familienzentren sind.
Für einen besonderen Abschluss und eine kreative Reflexion des Gehörten sorgte das Fast Forward Theater, das die Konferenzinhalte in Szenen des Improvisationstheaters umsetzte – pointiert, humorvoll und zugleich tiefgründig. Die Schauspieler nahmen dabei gesellschaftliche Herausforderungen ebenso unter die Lupe wie institutionelle Hindernisse – und sorgten für Lachen und Nachdenken zugleich.
Die Präventionskonferenz organisierten Kreis und Stadt im Rahmen ihrer gemeinsamen Initiative „Gesundheit fördern – Versorgung stärken“. Dr. Maren Bredehorst, Geschäftsstellenleiterin der Initiative, zeigt sich erfreut über die gelungene Veranstaltung: „Die Konferenz ist auf sehr positive Resonanz gestoßen. Wir konnten Präventionsansätze für Familien mit besonderen Bedarfen sichtbar machen und die verschiedenen Akteurinnen und Akteure miteinander ins Gespräch bringen. Dieses Netzwerkdenken ist wichtig, um tragfähige Lösungen zu entwickeln.“ Die Präventionskonferenz findet einmal jährlich statt und widmet sich jeweils aktuellen gesundheitsbezogenen Herausforderungen mit besonderer Relevanz für die Region.