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Pressemitteilung 092/2024

25.03.2024

750 Einsatzkräfte trainieren für den Ernstfall – Landkreis Marburg-Biedenkopf testet neues Konzept für Katastrophenschutzübung / Waldbrand als Themenschwerpunkt

Kräftezehrend und personalintensiv: Das Anlegen einer Brandschneise mit Handwerkszeug im Wald. Die richtige Handhabung und das korrekte Vorgehen waren Thema bei einer Ausbildungsstation während der Katastrophenschutzübung.

Marburg-Biedenkopf – Rund 750 Einsatzkräfte des Katastrophenschutzes haben am Samstag im Landkreis Marburg-Biedenkopf für den Ernstfall trainiert. Diese Übung war vorläufiger Abschluss der Themenreihe „Waldbrand“, in deren Kontext sich der Landkreis Marburg-Biedenkopf in den vergangenen zwei Jahren – auch mit einer eigens dafür gebildeten Arbeitsgruppe – intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt hat. Bei der Gestaltung der Übung ging der Landkreis neue Wege, um für die Einsatzkräfte einen echten Mehrwert zu schaffen. 

„Wir haben uns bewusst dagegen entschieden, nur kilometerlange Schlauchleitungen verlegen zu lassen und Wasser in den Wald zu spritzen. Stattdessen haben wir die Einsatzkräfte einen Rundkurs mit neun Ausbildungsstationen durchlaufen lassen. Dabei ging es sowohl um Vermittlung und die Auffrischung theoretischer Inhalte, als auch vorrangig um praktische Fertigkeiten, die unter Anleitung geübt werden konnten“, erläuterte Kreisbrandinspektor Lars Schäfer die Hintergründe der Übung, die der Kreis auch in enger Zusammenarbeit mit HessenForst organisiert hatte. 

Die Vorbereitungen für diese Übung begannen bereits vor mehreren Wochen und mündeten am Samstagmorgen in der Alarmierung der ersten Einheiten. Über den ganzen Tag verteilt, bis spät in die Nacht zu Sonntag, alarmierte die Zentrale Rettungsleitstelle des Landkreises Marburg-Biedenkopf dann alle kommunalen Löschzüge und die anderen Katastrophenschutzeinheiten und beorderte sie nach Wetter. Mit der nicht angekündigten Alarmierung der Einsatzkräfte überprüfte der Kreis Alarmierungsketten und festgelegte Abläufe, die von den verschiedenen Einheiten eingehalten werden sollen. 

„Wir haben im Laufe des Tages fast alles auf die Straße geschickt, was in Marburg-Biedenkopf mit Katastrophenschutz zu tun hat“, erläuterte Kreisbrandmeister Christian Naumann, zuständig für Zivil- und Katastrophenschutz und verantwortlicher Planer dieser Übung. „Neben allen 22 Katastrophenschutz-Löschzügen der Kommunen waren beide Sanitätszüge, beide Betreuungszüge, die THW-Ortsverbände Marburg und Biedenkopf, der Wasserrettungszug der DLRG sowie die Führungskomponenten des Kreises in die Übung eingebunden“, so Naumann. Denn: Auch das Koordinieren und Lenken einer größeren Anzahl Einsatzkräfte mit rund 140 Fahrzeugen war Bestandteil der Übung. 

Eine der Übungsstationen war dann auch das Einrichten und Betreiben eines Bereitstellungsraumes, also ein Bereich, den Einheiten nach einer Alarmierung zunächst ansteuern. Hier registriert sie die Einsatzleitung und schickt sie dann in den Einsatz. Was sich zunächst unspektakulär anhört, benötigt tatsächlich jedoch ein hohes Maß an Organisations- und Planungsgeschick, um Chaos zu vermeiden. 

Bei einer weiteren Station konnten die Übungsteilnehmer ihr Wissen rund um das Thema Waldbrandbekämpfung zunächst auffrischen und sich mit den aktuellen Einsatzplänen des Kreises beschäftigen. HessenForst übernahm dann an der nächsten Station und erläuterte den Einsatzkräften, worauf es beim Waldbrand ankommt, welche Gefahren im Wald drohen und vor allem was es beim Waldbrand zu schützen gilt. Dazu hatten sie auch Anschauungsmaterial von dem Waldbrand bei Schönstadt im Sommer 2022 dabei. 

Bei zwei weiteren Stationen ging es um das Thema Löschwasserversorgung bei Waldbränden – durchaus eine Herausforderung. Dieser Herausforderung begegnet der Kreis, gemeinsam mit allen Kreiskommunen, mit dem neuen Löschwasserkonzept. Dieses Konzept kann jetzt, nachdem die politischen Weichenstellungen erfolgt sind, in die Tat umgesetzt werden.

Dass einfache Handwerkzeuge wichtige Hilfsmittel bei einem Waldbrand sein können, konnten die Einsatzkräfte an einer Station ganz praktisch ausprobieren und dabei üben, wie diese Handwerkzeuge zum Anlegen einer Brandschneise richtig eingesetzt werden. Die Erkenntnis für die Feuerwehrleute bei dieser Station: Dieser Einsatz ist anstrengend und hat einen hohen Personalbedarf. Mit Brandschneisen soll verhindert werden, dass sich ein Waldbrand weiter ausbreiten kann. Mit dem Handwerkzeug können Feuerwehrleute brennbares Material vom Waldboden entfernen, um dem Feuer so die Nahrung zu entziehen. 

Wie das neue System zum Anfeuchten von Schneisen funktioniert, haben die Einsatzkräfte an einer weiteren Station gelernt. Diese Geräte mit dem etwas sperrigen Namen „Kreissegmentregnersysteme“ hat der Kreis beschafft. Damit kann eine Brandschneise gebildet, auf einer Länge von fast 300 Metern nass gehalten und damit abgesichert werden.

Da sich die Übung bis in die Nacht hineinzog, schlug ab dem Nachmittag die Stunde des THW: Mit unzähligen Scheinwerfern leuchteten die Helferinnen und Helfer des Technischen Hilfswerk die Übungsstationen aus und sorgten für ausreichend Licht.

An der letzten Station waren dann die Helferinnen und Helfer der Betreuungszüge des DRK in ihrem Element: Nach getaner Arbeit rückten die Einsatzkräfte hier zum Essen ein – und: sie konnten hier auch ein Feedback geben.

„Wir möchten natürlich wissen, ob diese neue Form der Übung auch aus Sicht der eingesetzten Kräfte sinnvoll und Gewinn bringend war. Deshalb haben wir sie an dieser Station um ihre ehrliche Rückmeldung gebeten. Diese Rückmeldungen werten wir jetzt aus und lassen die Erkenntnisse in die Planung und Vorbereitung von künftigen Übungen einfließen“, erklärte Christian Naumann. „Wenn wir neue Wege gehen möchten, müssen wir dieser Wege auch ausprobieren. Nur so können wir ermitteln, was gut war und was wir beim nächsten Mal besser machen können“, ergänzte Kreisbrandinspektor Schäfer. Das Ziel der Übung, nämlich ehrenamtliche Einsatzkräfte nicht nur einen Tag lang zu beschäftigen und Dinge tun zu lassen, die sie schon können, sei erreicht worden. „Jetzt schauen wir, wie diese neue Form bei den Helferinnen und Helfern angekommen ist“, sagten Schäfer und Naumann abschließend. Sie dankten dem Vorbereitungsteam und insbesondere den Vertreterinnen und Vertretern von HessenForst für die äußert konstruktive Zusammenarbeit. „Sie haben mit ihrer fachlichen Expertise und mit ihrer Ortskenntnis ganz wesentliche Eckpunkte bei der Vorbereitung und Durchführung der Übung gesetzt“, lobte Christian Naumann.

Hand in Hand: Einsatzkräfte des Roten Kreuzes und der DLRG packten gemeinsam rund 750 Verpflegungspakete, damit sich die Einsatzkräfte stärken konnten. Zum Abschluss gab es dann noch eine deftige Erbsensuppe aus dem Feldkochherd, umgangssprachlich auch Gulaschkanone genannt, des Roten Kreuzes.
Mit diesen neuen Beregnungsanlagen, die der Kreis beschafft hat, kann eine Brandschneise auf einer Länge von mehreren hundert Metern nass gehalten werden, um einen Waldbrand aufzuhalten. Die Düsen können auch an Bäumen befestigt werden.
Teamarbeit: Einsatzkräfte üben den Aufbau der neuen Beregnungsanlage, mit der eine Brandschneise über eine Länge von mehreren hundert Metern nassgehalten und so gesichert werden kann.

Video

"Operation Wichtelfeuer" – Waldbrand-Übung des Katastrophenschutzes

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