Marburg-Biedenkopf – Plakate in Bussen des öffentlichen Personennahverkehrs machen im Landkreis Marburg-Biedenkopf auf Unterstützungsmöglichkeiten bei (drohender) Zwangsverheiratung und Gewalt im Namen der Ehre aufmerksam. Dass die Plakate in den Bussen hängen, wurde durch das Kommunale Frauen- und Gleichberechtigungsbüro des Kreises ermöglicht.
Die Plakate wurden im Rahmen des hessenweiten Projektes „2-Regionen-Modell – Hessen gegen Ehrgewalt“ entwickelt und in 13 verschiedene Sprachen wie beispielsweise Englisch, Türkisch, Russisch oder Arabisch übersetzt. Unter Gewalt im Namen der Ehre sind gewalttätige Handlungen zu verstehen, die Täterinnen und Täter damit begründen, die „Familienehre“ aufrechterhalten oder wiederherstellen zu wollen. Diese Form der Gewalt beginnt oftmals mit emotionalem Druck und Erpressung. Sie kann darüber hinaus aber auch Formen von körperlicher und sexualisierter Gewalt annehmen, bis hin zu Zwangsheirat und Tötungen, die als „Ehrenmorde“ bezeichnet werden.
„Wir freuen uns sehr, dass durch die Unterstützung vom Frauen- und Gleichstellungsbüro des Landkreises Marburg-Biedenkopf die Plakate in den Bussen des Landkreises hängen und dadurch auf das Thema Zwangsverheiratung aufmerksam gemacht wird“, sagt Katharina Nickel vom Frauennotruf Marburg. „Es ist wichtig, dass Betroffene wissen, dass sie nicht allein sind und wo sie Hilfe finden“, ergänzt die Leiterin des kommunalen Frauen- und Gleichstellungsbüros Janet Miller. „Und das erreichen wir, wenn das Thema auch im Alltag wie zum Beispiel bei der Busfahrt sichtbar ist.“
Mit dem Projekt „2-Regionen-Modell – Hessen gegen Ehrgewalt“ wird die Beratung und Begleitung von Frauen bei (drohender) Zwangsverheiratung gestärkt. Dabei teilt sich Hessen in zwei Regionen auf, einerseits die Region Nord-Mittelhessen und andererseits die Region Rhein-Main/Südhessen. Ziel ist es, bereits vorhandene regionale Vernetzungsstrukturen auszubauen und eine verlässliche Versorgungs- und Unterstützungslandschaft für Betroffene zu schaffen. Außerdem soll die Thematik für die Öffentlichkeit sichtbar gemacht werden. Der Frauennotruf Marburg ist seit Anfang 2021 Teil des Projektes.
Neben dem Frauennotruf Marburg gehören zu der Region Nord-Mittelhessen das Mädchenhaus Kassel, die Vereine SOLWODI Deutschland Fulda und Wildwasser Gießen. Zur Region Rhein-Main/Südhessen gehören FiM-Frauenrecht ist Menschenrecht e.V., FeM Mädchenhaus Frankfurt e.V., die Anlauf- und Beratungsstelle ZORA in Wiesbaden, das Projekt HeRoes in Offenbach und Mäander aus Darmstadt.
Betroffene können sich entweder an das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen unter der Telefonnummer 0800 0116 016 oder direkt an den Frauennotruf Marburg unter der Telefonnummer 06421 21-438 oder per Mail an mailfrauennotruf-marburgde wenden.