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Pressemitteilung 219/2019

04.06.2019

Exponat des Monats ist ein Hemmschuh – Hinterlandmuseum im Schloss Biedenkopf zeigt historisches Hilfsmittel

Hemmschuhe wurden zum Abbremsen von schwer beladenen Wagen genutzt. Der Hemmschuh wurde dazu unter das linke Hinterrad des Wagens gelegt und mittels einer Kette mit der Vorderachse des Wagens verbunden.

Marburg-Biedenkopf – Das Exponat des Monats Juni im Hinterlandmuseum Schloss Biedenkopf ist ein so genannter Hemmschuh, eine historische Radsperre aus Metall, die zum Abbremsen eines Wagens verwendet wurde. Robert Müller aus Gladenbach-Rachelshausen hat das Objekt an das Hinterlandmuseum gestiftet. Er hatte den Hemmschuh von seinem Schwager bekommen. 

Der eiserne Hemmschuh ist 54 Zentimeter lang, 8,5 Zentimeter breit und hat einen Ring von 9,5 Zentimeter Durchmesser. An der Unterseite befinden sich zwei Haken oder Dorne. Der Hemmschuh wurde unter das linke Hinterrad gelegt und mittels einer Kette mit der Vorderachse des Wagens verbunden. Es war wichtig, dass die Kette straff angezogen wurde. Das linke Rad wurde gewählt, weil der Bauer, der das Gespann führte, links neben den Zugtieren lief und so den Hemmschuh im Blick hatte. 

Ein Hemmschuh kam zum Einsatz, wenn der Wagen mit Steinen, Holz oder sonstigem schwerem Material beladen war. Ein Wagen hatte zwar Schleifbremsen an beiden Hinterreifen, deren Bremswirkung war aber begrenzt. Außerdem half der Hemmschuh, dass der Wagen beim Bremsen in der Spur blieb, falls die Schleifbremsen blockierten. Da der Hemmschuh auch im Winter eingesetzt wurde und hier noch wichtiger war, ist auch die Bezeichnung „Eisring“ gebräuchlich. 

Hemmschuhe waren früher als Bremse bei Fahrzeugen aller Art in Deutschland weit verbreitet. Da sie allerdings die Straßen stark beschädigten, erließen die Staaten besonders im 19. Jahrhundert immer wieder Gesetze für ihren Gebrauch. Gesetze schrieben eine gewisse Breite für die Hemmschuhe vor, sie erlaubten nur noch Hemmschuhe mit einer glatten Unterseite oder bei gepflasterten Straßen nur noch Hemmschuhe aus Holz. Oftmals war es in steilem Gelände nicht mehr möglich, nachträglich einen Hemmschuh unter das Rad zu legen, deshalb gab es früher häufig ausgeschilderte Einhemmstellen. 

Robert Müller schätzt das Alter des Hemmschuhs auf etwa 100 bis 150 Jahre. Um die Funktion zu demonstrieren, hat er eigens einen Ortstermin bei Eckhard Becker in Niedereisenhausen an einem der letzten Wagen organisiert, der im Hinterland erhalten ist. 

Heutzutage ist vielen die – meist in negativem Zusammenhang verwandte – Bezeichnung „Hemmschuh“ geläufig, aber meist nicht das Aussehen des namensgebenden Objektes. Der Begriff Hemmschuh wird heute oft für eine Person oder etwas verwendet, die oder das ein bevorstehendes Ereignis behindert, verlangsamt oder bremst.


Das Hinterlandmuseum Schloss Biedenkopf:

Die wechselnden Exponate des Monats können während der Dauerausstellung im Hinterlandmuseum im kreiseigenen Schloss Biedenkopf bis zum 15. November 2019 dienstags bis sonntags zwischen 10:00 und 18:00 Uhr besucht werden.

Weitere Informationen sind beim Hinterlandmuseum unter der Telefonnummer 06461 924651, per E-Mail an Hinterlandmuseummarburg-biedenkopfde oder online unter www.marburg-biedenkopf.de erhältlich. 

Eintrittspreise: Erwachsene: 2,50 Euro; Kinder bis 14 Jahre: 1,30 Euro; Gruppen pro Person jeweils: 2,00 Euro; Schulgruppen pro Person: 1,00 Euro. Für Inhaber der Ehrenamtscard ist der Eintritt frei.

Das Exponat des Monats Juni im Hinterlandmuseum Schloss Biedenkopf ist ein so genannter Hemmschuh, eine historische Radsperre aus Metall, die zum Abbremsen eines Wagens verwendet wurde.
Robert Müller aus Gladenbach-Rachelshausen hat das Objekt an das Hinterlandmuseum gestiftet. Er übergab den Hemmschuh an Museumsleiter Gerald Bambeger (li.).

Kontakt

Kreisausschuss Marburg-Biedenkopf, Fachdienst Presse- und Medienarbeit, Im Lichtenholz 60, 35043 Marburg, E-Mail: pressestellemarburg-biedenkopfde. Tel.: 06421 405-1350, Fax.: 06421 405-921350. www.facebook.com/landkreis.marburg.biedenkopf (Öffnet in einem neuen Tab), alle Pressemitteilungen unter www.marburg-biedenkopf.de. Pressesprecher: Stephan Schienbein.

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