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Pressemitteilung 348/2018

21.09.2018

Kreis will Zahngesundheit bei Senioren verbessern – Gesundheitsamt hat spezielle Schulung für Altenpfleger entwickelt

Zahnärztin Dr. Thea Hartmann, der Pflegedienstleiter der Marburger Altenhilfe St. Jakob, Johannes Lang, und die Leiterin des zahnärztlichen Dienstes des Gesundheitsamtes, Petra Völkner-Stetefeld, freuen sich über den Ausbau des Schulungsangebots.

Marburg-Biedenkopf – Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und der Tatsache, dass immer mehr ältere Menschen noch eigene Zähne haben, hat das Gesundheitsamt des Landkreises Marburg-Biedenkopf eine eigene Fortbildungseinheit zum Thema „Zahngesundheit und Mundhygiene bei älteren Menschen entwickelt“. Das Angebot richtet sich an die Mitarbeiter von Senioreneinrichtungen und die Schüler von Altenpflegeschulen. Dr. Thea Hartmann vom Zahnärztlichen Dienst des Gesundheitsamtes hat diese besondere Schulung konzipiert.

Unter dem Motto „ Gesund im Mund – auch im Alter. Mehr Lebensqualität durch gute Mundhygiene – auch in der Pflege“ haben Fachleute ein doppelstündiges Informationsangebot für angehende und bereits tätige Altenpflegerinnen und Altenpfleger zur Mund- und Prothesenpflege mit zahlreichen Anschauungsmaterialien und praktischen Übungen erarbeitet. Die Schulung ist kostenlos und findet in den Altenpflegeschulen oder in den Senioren-einrichtungen statt.

Der Vortrag wurde allen stationären Einrichtungen sowie den Altenpflegeschulen im Landkreis Marburg-Biedenkopf angeboten und bis her schon sechs Mal gebucht. „Ich gehe dabei auf die speziellen Anforderungen der Mund- und Prothesenpflege bei Bewohnern von Altenheimen ein und erkläre den Gebrauch von zahlreichen Hilfsmitteln für diesen Bereich“, erläutert die Zahnärztin Dr. Hartmann.

„In der Folge des demografischen Wandels steigt auch der Anteil der Pflegebedürftigen in der Gesellschaft. Sie werden überwiegend im häuslichen Umfeld und zu etwa einem Drittel in Pflegeeinrichtungen versorgt“, sagt Dr. Birgit Wollenberg, die Leiterin des Gesundheitsamtes. Daher richtet sich der Fokus, neben der Verbesserung der Zahngesundheit von Kindern und Jugendlichen, nun auch auf die zahnmedizinische Versorgung der Gruppe der alten, pflege-bedürftigen und behinderten Menschen, so die Amtsärztin.

„War es früher häufig der totale Zahnersatz, der abends ins Glas gelegt wurde, bleiben heute im Alter immer mehr eigene Zähne erhalten“, erklärt Dr. Hartmann. Nur noch jeder Achte (12,4 Prozent), der 65- bis 74-Jährigen sei heute zahnlos. „Der Rest verfügt im Schnitt über 17 eigene Zähne und oft über aufwendigen prothetischen Zahnersatz“, weiß die Zahnmedizinerin.

Diese enormen Erfolge der Prävention, verbesserter Behandlungsmethoden und eines gewandelten Bewusstseins für die Mundgesundheit könnten jedoch im Falle der Pflegebedürftigkeit schnell ins Gegenteil umschlagen und zu einem Magneten für Probleme im Falle der Pflegebedürftigkeit werden. „War in den mittleren Lebensjahren neu entstehende Karies selten, nehmen wegen erschwerter oder vernachlässigter Mundpflege und der damit einhergehenden höheren Keimbesiedelung der Mundhöhle, die Erkrankungen des Zahnbetts und in der Folge die Zahnhals- und Wurzelkaries wieder stark zu“, erläutert Dr. Hartmann. Und: Auch auf die allgemeine Gesundheit wirke sich vermehrter Zahnbelag aus. Der Zusammenhang zwischen mangelhafter Mundhygiene und Lungenerkrankungen, die unter dem Sammelbegriff COPD („chronic obstructive pulmonary disease“) zusammengefasst werden, gelte als erwiesen.

Das Angebot des Kreises richtet sich besonders an die Einrichtungen, die noch keinen Kooperationsvertrag mit freien zahnärztlichen Praxen geschlossen haben. Nach Verhandlungen der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung und dem Verband der gesetzlichen Krankenkassen ist es seit 2014 möglich, dass Pflegeheime mit einer oder mehreren zahnärztlichen Praxen Betreuungsverträge abschließen. Diese beinhalten auch die Schulung der Mitarbeitenden und Prophylaxe-Maßnahmen für die Bewohner der Einrichtung. Zurzeit kommt etwa ein Drittel dieser Seniorengruppe in den Genuss dieser zahnärztlichen Betreuungsform. Die Tendenz ist steigend.

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