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Pressemitteilung 390/2017

21.11.2017

Wenn das Portemonnaie in der Butterdose liegt – Demenz: Konferenz informierte über Erkrankung und die Hilfe für Betroffene, Angehörige und Pflegekräfte

Im Rahmen der Versorgungskonferenz zum Thema Demenz-Erkrankungen haben Vertreterinnen und Vertreter von Verbänden, Institutionen, Vereinen und Selbsthilfeorganisationen über Hilfs- und Unterstützungsangebote für Betroffene und Angehörige informiert.

Marburg-Biedenkopf – Einen Überblick über die aktuellen Unterstützungsangebote bei Demenzerkrankungen im Landkreis Marburg-Biedenkopf und Hintergrundinformationen zu dieser Erkrankung hat die Versorgungskonferenz zum Thema Demenz angeboten. Auf Initiative des Landkreises Marburg-Biedenkopf und der Universitätsstadt Marburg informierten Experten und Akteure im Marburger Universitätsklinikum über die Erkrankungsformen sowie über Angebote für Betroffene und Angehörige. Besonderen Handlungsbedarf sehen die Verantwortlichen hier bei der ärztlichen Versorgung im häuslichen Umfeld.

Landrätin Kirsten Fründt und Marburgs Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies waren sich einig, dass auch Menschen mit Demenzerkrankungen ein Leben und Altern in Würde möglich gemacht werden müsse. Dies sei eine gesamt-gesellschaftliche Aufgabe und die politisch Verantwortlichen müssten für gute Rahmenbedingungen eintreten. „Im Landkreis Marburg-Biedenkopf und in der Universitätsstadt Marburg sind wir hier auf einem guten Weg mit zahlreichen Beratungs- und Unterstützungsangeboten, die auch bereits gut miteinander vernetzt sind“, betonten Fründt und Spies.

Wie Dr. Birgit Wollenberg, Leiterin des Fachbereichs Gesundheit beim Landkreis Marburg-Biedenkopf betonte, müsse es möglich sein, Menschen mit Demenz solange wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung zu betreuen und zu versorgen. Die eigene Wohnung sei vertraut und biete Orientierung, womit auch die Autonomie der Betroffenen gefördert werde.

Professor Dr. Lars Timmermann, Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Marburg, schilderte Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten. Zudem erläuterte er, wie Betroffene trotz Demenz weiter am Leben teilhaben können. „Wir sind am Universitätsklinikum Marburg in der Lage, sehr frühe Formen der unterschiedlichen Demenzerkrankungen zu finden“, sagt Timmermann. „Neben dem klinischen Blick der Anamnese und den bildgebenden Verfahren ermöglicht auch die Untersuchung des Nervenwassers unterschiedliche Demenzformen voneinander abzugrenzen.“ Ihm sind diese Diagnoseverfahren wichtig, weil das Ziel sei, behandelbare Demenzformen aufgrund eines Vitaminmangels, einer Unterfunktion der Schilddrüse oder eines Überschusses an Nervenwasser frühzeitig erkennen und behandeln zu wollen. Für den Mediziner sei eine sichere Diagnose der erste Schritt, der Betroffene entlaste. Dadurch erhielten sie Gewissheit und könnten therapeutische Maßnahmen in Angriff nehmen. „Wichtig ist auch, dass man ehrlich mit den Patienten sprechen muss, was diese Diagnose bedeutet und welche Therapieformen in Frage kommen“.

Eine zentrale Frage für Betroffene und Angehörige ist auch der Ausbau der Versorgung. Das Marburger Universitätsklinikum ist hier auf verschiedenen Ebenen aktiv: Zum einen durch eine engere Vernetzung verschiedener Fachabteilungen mit den niedergelassenen Ärzten und mit umliegenden Krankenhäusern der Region. Zum anderen kommt es darauf an eine medizinische Versorgung zu schaffen, die sich speziell an die Bedürfnisse älterer Menschen orientiert (Geriatrie). „Wir haben derzeit fünf geriatrisch weitergebildete Oberärzte, sodass wir hier gut aufgestellt sind“, sagte Professor Timmermann.

Ein weiterer Aspekt, den der Arzt hervorhob, ist die Einbindung der Familie. Es müsse überlegt werden, welche Familien- oder Wohnsituation zu den Menschen und dessen Einschränkungen im Alltag passt: „Wenn das Portemonnaie in der Butterdose liegt, haben viele Patienten ein Problem“, machte Timmermann deutlich. Kommen die Patienten jedoch gut zurecht, könnten einfache Tricks den Alltag erleichtern und den Betroffenen das weitere Leben zu Hause ermöglichen. Er empfahl als Beispiele Handys mit Funkpeilung und ein bisschen Taschengeld. Wenn das nicht mehr ausreicht, gebe es verschiedene Unterstützungsangebote bis hin zu spezialisierten Pflegeeinrichtungen.

Im Rahmen der Versorgungskonferenz haben zudem die Alzheimer Gesellschaft Marburg-Biedenkopf e.V, der ambulante Hospiz- und Palliativ-Begleitdienst der Malteser e.V, der Ambulante Hospizdienst der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V., die AurA gGmbH, das BiP Beratungszentrum/Marburger Allianz, die Bürgerinitiative für soziale Rehabilitation und zur Vorbeugung psychischer Erkrankungen, die Bürgerinitiative Sozialpsychiatrie e.V., das Diakonie Krankenhaus Marburg-Wehrda, das Forum Humanistische Pädagogik und Betreuung e.V., der Landkreis Marburg-Biedenkopf mit seinem Gesundheitsamt, der Verein LiA – Leben im Alter e.V., die Marburger Hauskrankenpflege, der Marburger Verein für Selbstbestimmung und Betreuung e.V. (S.u.B.), der Pflegestützpunkt Marburg-Biedenkopf, das Pflegeteam Conny Ridder, die Selbsthilfe-Kontaktstelle Marburg und der Seniorenbeirat Marburg über ihre Arbeit und Angebote informiert.

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