Mit den aktualisierten Klimaschutzzielen von 2022 hat sich der Landkreis das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2040 treibhausgasneutral zu werden. Obwohl in der Vergangenheit bereits zahlreiche Klimaschutzmaßnahmen erfolgreich umgesetzt wurden, ist eine ambitionierte Weiterentwicklung der bisherigen Strategien notwendig, um dieses Ziel realistisch zu erreichen.
Weiterentwicklung der bisherigen Strategien
Dank der Bewilligung des Förderprogramms zur „Erstellung eines integrierten Vorreiterkonzepts“ im Rahmen der Kommunalrichtlinie des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) kann der Landkreis bei der Weiterentwicklung auf die Expertise eines externen, fachkundigen Dienstleisters zurückgreifen.
Nach der öffentlichen Ausschreibungsphase Ende 2024 erhielt die energielenker projects GmbH im Februar 2025 den Zuschlag. Seit März 2025 befindet sich das Projekt in der Umsetzung und wird bis März 2026 abgeschlossen sein.
Entlang von neun Arbeitspaketen entsteht ein umfassendes Klimaschutzkonzept, welches die wesentliche Strategie und Handlungsgrundlage für künftige Klimaschutzaktivitäten der Kreisverwaltung abbildet.
Wesentlich für die Konzeptentwicklung ist neben einer umfassenden Bestandsaufnahme eine aktuelle Energie- und Treibhausgasbilanzierung. Diese bildet in Kombination mit einer Potenzialanalyse und einer breiten Beteiligung relevanter Akteure die Grundlage für die Ausarbeitung von auf die Klimaschutzziele abgestimmten Szenarien sowie der dafür erforderlichen Klimaschutzmaßnahmen.
Wie in Abbildung 1 schematisch dargestellt, wurde hierbei zweigleisig vorgegangen: Die Kreisverwaltung wurde unabhängig vom gesamten Kreisgebiet betrachtet und jeweils separat bilanziert. Für die Kreisverwaltung erfolgte die Bilanzierung nach dem GHG-Standard (Greenhouse Gas Protocol), während für das Kreisgebiet der BISKO-Standard (Bilanzierungs-Systematik Kommunal) angewendet wurde.
Beide Standards gewährleisten eine transparente, nachvollziehbare und einheitliche Erfassung der Treibhausgasemissionen. Der GHG-Standard gilt international als bewährtes Referenzinstrument für die Bilanzierung von Emissionen in Organisationen und Verwaltungen, da er eine klare Abgrenzung der Emissionsquellen (Scope 1–3) ermöglicht und damit strategische Steuerungsentscheidungen unterstützt. Der BISKO-Standard wiederum sorgt auf kommunaler Ebene für bundesweit vergleichbare Ergebnisse und stellt sicher, dass lokale Bilanzierungen kompatibel mit regionalen bis nationalen Klimaschutzzielen und Monitoring-Systemen sind.
Obwohl Bilanz, Potenziale und Szenarien getrennt erarbeitet wurden, fließen sie im weiteren Verlauf in einem integrierten Klimaschutzkonzept zusammen. Dieses umfasst entsprechend Maßnahmen, die einerseits auf den Verwaltungsbetrieb und andererseits flächenhaft auf den gesamten Landkreis wirken.
Gerade bei der Entwicklung geeigneter Maßnahmen ist eine frühzeitige und breite Einbindung relevanter Akteure wichtig. Auf diese Weise kann das Wissen derjenigen, die an der späteren Umsetzung beteiligt sind, direkt einfließen. So entstehen praxisnahe und realisierbare Maßnahmen. Aktuell (Oktober 2025) befindet sich der Landkreis in der Umsetzung der dazugehörigen Akteursbeteiligung und greift hierzu auf verschiedene Beteiligungsformate und Workshops zurück.
Ein erster Workshop fand bereits am 24. September im Rahmen des Klimaschutzbeirats statt. Entlang von vier Handlungsfeldern erarbeiteten und bewerteten die teilnehmenden Expertinnen und Experten mögliche Klimaschutzmaßnahmen. Vom 3. bis 28. November findet zudem ein Online-Dialog auf der kreiseigenen Beteiligungsplattform statt, bei dem Bürgerinnen und Bürger ihre Ideen einbringen können. Außerdem wird am 5. November ein verwaltungsinterner Workshop durchgeführt, in dem Maßnahmen mit besonderem Fokus auf das Ziel einer treibhausgasneutralen Verwaltung entwickelt werden. Dabei fließt das umfangreiche Wissen der Fachbereichsleitungen und Fachteams ein.
Die so gewonnenen Erkenntnisse werden im Anschluss ausgewertet und gemeinsam mit den Ergebnissen aus der Potentialanalyse zu einem Maßnahmenkatalog mit konkreten für die Umsetzung ausgelegten Maßnahmensteckbriefen ausgearbeitet.
Um in der späteren Maßnahmenbearbeitung eine kontinuierliche Fortschrittsprüfung zu gewährleisten, wird zudem eine Controlling-Strategie entwickelt. Dadurch können mögliche Probleme in der Umsetzung frühzeitig erkannt und bei Bedarf geeignete Anpassungen vorgenommen werden.
Darüber hinaus werden eine Kommunikations- und eine Verstetigungsstrategie erarbeitet, die den langfristigen Erfolg des Klimaschutzkonzeptes sichern sollen. Die Kommunikationsstrategie trägt dazu bei, Transparenz zu schaffen, Akteurinnen und Akteure einzubinden und das Bewusstsein für Klimaschutz in Verwaltung und Öffentlichkeit zu stärken. Die Verstetigungsstrategie sorgt dafür, dass erreichte Fortschritte dauerhaft verankert, Strukturen gefestigt und Klimaschutz als kontinuierlicher Bestandteil kommunalen Handelns etabliert werden.
Zuletzt erfolgt eine schriftliche Ausarbeitung aller Arbeitspakete und die Vorstellung des Konzeptes in entsprechenden Gremien der Kreisverwaltung.
Bei Fragen zum Projekt wenden Sie sich gerne an Alexander Korff.
Kontaktdaten: 06421-405 6205
Email: korffamarburg-biedenkopfde